SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Morgen ist der 1. Advent. Heute ist also für Menschen, die im christlichen Glauben beheimatet sind, der letzte Tag des Jahres. Zumindest des Kirchenjahres. Auch wenn kaum eine Stimmung aufkommt wie an Silvester. Der Advent hat sich in den letzten Tagen schon angekündigt. Die ersten Sterne sind in den Fenstern zu sehen. Die weihnachtliche Beleuchtung in den Straßen ist aufgehängt, aber noch nicht eingeschaltet. Es ist unübersehbar: Da steht noch etwas aus!

Im Kirchenjahr ging es in den letzten Wochen um die „letzten Dinge“. Am vergangenen Sonntag wurden in vielen evangelischen Gottesdiensten die Verstorbenen der letzten zwölf Monate in Erinnerung gerufen. Da ging es darum, dass das Leben endlich ist. Da ging es um die Frage, was nach dem Tod sein wird. Bei diesen Themen sehne ich mich nach einem inneren Halt. Und ich bin zugleich irgendwie offener, darauf zu hoffen, dass ich nicht einfach ausgelöscht werde, wenn ich sterbe. Da tut mir so etwas wie eine adventliche Neujahrshoffnung gut.

Zeiten der Erwartung, dass in meinem Leben noch etwas aussteht, auf das ich mich freuen kann, haben einen besonderen Reiz. Nicht nur für mich. In meiner Erwartung nehme ich etwas vorweg, was noch gar nicht da ist. Die Zeit des Advent, die morgen beginnt, ist eine solche Zeit der Erwartung. Und auf diese Zeit gehe ich heute gewissermaßen in Vorerwartung zu. Heute bin ich also davon geprägt, dass ich zurecht darauf vertraue, dass der Tod nicht das letzte Wort über mein Leben spricht.

Diese Sichtweise auf den heutigen Tag beflügelt mich. Ich habe noch etwas zu erwarten. Genau das bedeutet es für mich zu glauben. Dass jemand nur aus dem Vollen schöpft, das gibt es kaum in einem Menschenleben. Aber ich kann darauf vertrauen, dass alles, was an Gutem möglich ist, auch einmal wirklich werden wird. Dass Menschen einander ertragen wie unterschiedlich sie auch sind. Dass niemand mehr vor Gewalt und Krieg fliehen muss. Dass nicht einmal mit dem Tod alles aus ist. „Was aus uns werden wird, steht noch aus!“ (Johannes 3,2) – das hat einer der biblischen Briefschreiber an Menschen geschrieben, die ganz ähnliche Fragen gestellt haben wie Menschen heute. Noch ist die Welt weit entfernt von dem, was ich mir wünsche. Aber mein Wünschen muss kein frommer Traum bleiben. Es wird einmal so sein. Das glaube ich!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23190
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