SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Mensch mach doch. Das dauert ja eine Ewigkeit bis du fertig bist. So ruft ein Freund durch die Umkleidekabine der Schwimmhalle. Das dauert ja eine Ewigkeit. Und wie lange dauert die?

Viele Menschen verstehen unter Ewigkeit eine lange, eine sehr lange Zeit. Irgendwann einmal hat sie angefangen. Das Ende liegt irgendwo, da vorne,  unvorstellbar weit weg. So weit, dass manche finden, dass das für ihr Leben keine Rolle mehr spielt.

Wir Christen hoffen auf ewiges Leben über den Tod hinaus. Nicht für alle ist das eine schöne Vorstellung, ewig zu leben. Manche meinen, das würde ja doch irgendwann langweilig.

Aber kann denn Ewigkeit überhaupt eine Grenze haben? Kann sie irgendwann zu Ende sein? So wie ein Film oder eine lange Reise irgendwann zu Ende gehen. 

Vielleicht kennen sie die Geschichte von Johann Peter Hebel. Wie lange dauert die Ewigkeit. Sie erzählt, wie ein Vogel mit seinem kleinen Schnabel den hohen Berg abwetzen soll. Und wenn der Berg abgetragen ist, dann ist von der Ewigkeit eine Sekunde vergangen. 

Mir leuchtet eher ein, wenn einer sagt: Ewigkeit ist die immer fortwährende Gegenwart Gottes. Das verstehe ich so, dass Gott jeden Augenblick bei mir ist und immer im Augenblick, im Jetzt, erfahren wird. Mitten im Alltag. Wenn ich mich angenommen fühle, so wie ich bin. Wenn mein Vertrauen stärker ist als meine Angst. So erfahre ich, Gott ist da.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber Ewigkeit, das kann ich mir schwer vorstellen.  Augenblick schon eher. Für einen Augenblick geborgen, glücklich, ganz bei mir.

Wenn ein Fremder unter vielen mir ein Lächeln schenkt und ich spüre, wir sind Verbündete für das Leben. Wenn ich spät abends die Schläge der Glocken zähle, und ich empfinde: Danke für diesen Augenblick. Danke, dass du da bist, Gott, bei Tag und in der Nacht. Dann erlebe ich ein Stück Ewigkeit.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23175
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