SWR2 Wort zum Tag

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„Die Menschheit wird mit der Zeit die Willenskraft aufbringen, Kriege unmöglich zu machen. Und der alte Traum vom Weltfrieden wird sich erfüllen, weil Kriege nicht mehr hingenommen werden.“ Diese Worte stammen von Jane Addams, Feministin und Journalistin. In Chicago gründete sie eine Bildungseinrichtung für Arbeiter und Einwanderer, das sog. Hull-house. Sie kämpfte für Frauenrechte und war als Sozialpolitikerin aktiv. Der erste Ehrendoktortitel für eine Frau ging an sie. Anfang der 20er Jahre setzte sie sich für die damalige Friedensbewegung ein und bekam 1931 den Friedensnobelpreis.

Jane Addams stammte aus einer Quäker-Familie. Quäker, so nennt sich eine kleine Gemeinschaft von Christen, die indirekt aus der Reformation hervorgegangen ist. Der Name ist eigentlich ein Spottname; er bezieht sich auf ein Phänomen, welches in den Gottesdiensten dieser Gruppe auftritt: Nicht die Predigt oder das Abendmahl ist hier der Mittelpunkt, sondern das stille Warten auf den „Heiligen Geist“. Man sitzt zusammen und wartet, und bei manchen Leuten zeigt sich ein Zittern, auf Englisch: „quake“. Sie werden bewegt, manchmal sogar geschüttelt von einer Kraft, die sie auf Gott zurückführen. In enger Bindung an die Bergpredigt Jesu lehnen sie den Kriegsdienst ebenso ab wie den Eid vor Gericht. Trotz Verfolgung und Ausgrenzung waren die Quäker politisch wirksam. Vor allem bei der Abschaffung der Sklaverei spielten sie eine Schlüsselrolle.

„Kriege werden unmöglich sein.“ Dahinter steht die biblische Prophezeiung von einem Reich des Friedens, die aktueller ist denn je. Immer mehr Menschen leiden weltweit unter Krieg und Gewalt. Umso dringlicher scheint mir dieser Blick in die Zukunft, der auch auf die Gegenwart bezogen werden muss: Kriege werden nicht nur unmöglich sein. Krieg ist schon jetzt unmöglich. Eine unmögliche Möglichkeit.

Wer aber fängt an? Wer legt als erster die Waffen nieder? Ich persönlich halte es nicht für realistisch, auf jede Form der Selbstverteidigung zu verzichten. Aber ich glaube an einen Gott, der „den Kriegen Einhalt gebietet, der Spieße zerschlägt und Bogen zerbricht“, wie es die Bibel sagt (Psalm 46) Es ist ein Gott der Liebe, der die Götter von Hass und Gewalt besiegt. Nicht mit Waffen, sondern mit dem Wort der Versöhnung. Dass dieses Wort Gottes hörbar wird, dafür sorgen mutige Menschen wie Jane Addams. Aber man muss sich davon erschüttern und bewegen lassen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23172
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