SWR3 Gedanken

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Der liebe Gott sieht alles! Das ist eine Warnung. Denn auch beim Nasepopeln oder am Hintern kratzen gilt: Gott sieht alles. Allerdings brauchen wir heute Gott dazu gar nicht mehr. Denn das Internet sieht alles. Und es vergisst nicht!

Jüngstes Beispiel: Günther Oettinger! In einer Runde spricht er frei von der Leber, wie er später sagt, unter anderem über Chinesen und ihre Haarfarbe, und ein anwesender Gast zückt das Handy und filmt mit. Der Gast lädt das Video ins Netz und löst damit einen Shitstorm erster Güte bis in die Nachrichtenredaktionen aus.

Das Internet sieht alles. Das ist keine unbestimmte Drohung, die irgendwann mal, womöglich erst nach dem Tod dazu führt, dass man in der Hölle schmort. „Das Internet sieht alles!“ Das ist ganz real. Einmal etwas gesagt und schon ist es verbreitet. Davor kann man sich schon fürchten.

Da finde ich „Der liebe Gott sieht alles“ doch sogar tröstlich. Denn es gibt so viele Dinge, die ich oder auch andere mache, die gut sind und kein Schwein bemerkt das. Vielleicht, weil sie irgendwie selbstverständlich sind oder vielleicht langweilig, auf jeden Fall nicht Klickverdächtig. Wer stellt schon ein Video ins Netz, in dem der Nachbar der alten Damen den wöchentlichen Einkauf bringt. Ist kein Klickhit. Aber Gott sieht es trotzdem. Zum Glück.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23147
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