SWR3 Gedanken

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Ist Religionsunterricht noch sinnvoll? 69% der Befragten einer Umfrage fanden: Das Fach sollte man abschaffen.

Ich bin ja zugegebenermaßen befangen. Ich gebe Reliunterricht und das auch noch sehr gerne. Ich mag es mit Schülerinnen und Schülern über Gott und die Welt zu reden. Manchmal ist der Reliunterricht auch der einzige Unterricht, in dem wir über Katastrophen oder tagespolitische Dinge reden, die die Schüler beschäftigen. In anderen Fächern ist dazu oft kein Platz.

Aber ich rede nicht nur nett über dies und das. Ich gebe natürlich auch das weiter, was mir der Bildungsplan vorgibt. Und da geht es auch um Fakten. Über die eigene Religion, manchmal auch über andere.

Viele finden allerdings: Es sollte lieber einen neutralen Werteunterricht geben und dieser sich, wenn überhaupt nur am Rande mit Religion beschäftigen. Vor allem sollte eine allgemeine Ethik im Zentrum stehen.

Das finde ich aus zwei Gründen problematisch: Erstens – Es gibt keine allgemeine Ethik. Die Frage, wie ich mich richtig zu verhalten habe, ist gar nicht so einfach und für alle Zeiten zu beantworten. Was in den 50er Jahren richtig war, muss nicht 2016 richtig sein.

Zweitens: Wer den Reliunterricht abschafft, muss auch wissen, was verliert. Nämlich einen Gesprächspartner. Die Kirchen und die Länder haben einen Weg gefunden, miteinander einen Bildungsplan zu erstellen. Der Staat hat mit den Kirchen einen verlässlichen Partner, der sich gerne an die Gesetze der Bundesrepublik hält. Was man bei anderen Religionsgemeinschaften mitunter händeringend sucht, ist hier vorhanden.

Und im Übrigen: Keiner wird zum Reliunterricht gezwungen. Nur die Kinder, die getauft wurden, gelten als Relischüler. Die andern nicht. Aber ob ein Kind getauft wird, haben die Eltern zu verantworten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23143
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