SWR3 Gedanken

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Die Orte in denen das mit dem Christentum angefangen hat, liegen in Israel, im Heiligen Land, wie man manchmal auch sagt. Der evangelische Bischof Bedford-Strohm und der katholische Kardinal Marx haben zusammen eine Reise ins Heilige Land unternommen. Sie sind die jeweils höchsten Repräsentanten für ihre Konfession. Sie haben also gemeinsam die Plätze aufgesucht, an denen Jesus auch war. Sie haben gemeinsam Gottesdienste gefeiert. Und sie haben miteinander den Tempelberg besucht. Auf dem Tempelberg steht heute nicht mehr der jüdische Tempel, sondern die muslimische Al-Aqsa-Moschee. Ein heikler Ort, denn drei Weltreligionen beanspruchen diesen Ort für sich als besonders wichtig.

Die Herren Marx und Bedford-Strohm wurden von den Muslimen, die dort waren gebeten, auf dem Tempelberg ihre Bischofskreuze abzulegen. Das taten sie und gelten seitdem als Umfaller, als Verräter an der eigenen Religion. Die Empörung ist riesig. Aber die beiden rechtfertigen sich: Sie seien gebeten worden und hätten dieser Bitte entsprochen.

Und ich finde, das ist konsequent. Denn gerade das Kreuz ist ja kein Herrschaftssymbol, sondern Zeichen der Ohnmacht. Jesus starb ja am Kreuz. Für mich ist es Zeichen dafür: Wir sind auch weiterhin von Gott geliebt, selbst, wenn wir alles verlieren, was uns so ausmacht. Nicht Symbole machen uns aus, sondern dass wir auch ohne alles etwas sind bei Gott.

Ich finde, der Bischof und der Kardinal haben das richtig gemacht: Ein goldenes Bischofskreuz ist nicht das Wichtigste. Und durch ihre Zurückhaltung haben sie mehr vom christlichen Glauben gezeigt, als mit einem Bischofskreuz, das sie auf dem Tempelberg vor sich hergetragen hätten.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23142
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