Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute ist der Gedenktag für „Writers in Prison“, auf deutsch: „Schriftsteller im Gefängnis“. Er erinnert an Schriftsteller und Dichter und Journalisten im Gefängnis – unschuldig im Gefängnis aus einem einzigen Grund: eben weil sie schreiben und dabei keine Denkverbote akzeptieren und sich nicht zensieren lassen. In vielen Ländern der Erde halten das die Mächtigen bis heute nicht aus. Sie inhaftieren Autoren und wollen sie so mundtot machen.

Mir imponieren diese Menschen, die für das freie Wort und ihre Bücher und Texte ins Gefängnis gehen. Sie tun das aus Überzeugung. Für die freie Meinungsäußerung geben sie nicht nur einen Teil ihrer Zeit und Kraft – sie geben sich, sie geben im wahrsten Sinn des Wortes ihr Leben. Weltweit sind rund 1.000 Autorinnen und Autoren verhaftet und eingesperrt.

Was mag den Inhaftierten helfen und ein Trost sein in ihrer Zelle? Auf jeden Fall dies: dass Menschen draußen, außerhalb der Gefängnismauern, sich nicht einschüchtern lassen, sondern unbeirrt zu ihnen stehen, an sie erinnern und die Verbindung nicht abreißen lassen. So erlebt es auch einer der Autoren der Bibel, der Apostel Paulus, der zeitweise gefangen ist. In einem Brief aus dem Gefängnis schreibt er:  dass seine Gefangenschaft die Christinnen und Christen draußen in ihrem Einsatz für die Freiheit der Rede mutiger gemacht hat.

Allerdings: in der Regel wissen die Gefangenen nicht, ob man an sie denkt oder nicht. Ja, die Gefangenen selbst brauchen sehr viel innere Stärke und Würde, um sich nicht kaputtmachen zu lassen. Ich wünsche ihnen das von Herzen. – Für den gefangenen Paulus war der Ursprung dieser Stärke und Würde klar: wenn mir meine äußere Freiheit genommen wird und meine Rechte mit Füßen getreten werden, dann bleibt Gott doch bei mir. Das spürt Paulus und schreibt darum: Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig (2 Kor 12,10). Gott hat eine Schwäche für die Schwachen. Um die Mächtigen macht Gott einen Bogen. Die sind mit ihrer eigenen Macht genug beschäftigt. Aber die Schriftsteller und die Schwachen, die richtet Gott auf, tröstet sie und gibt ihnen eine Würde und innere Stärke, die nichts und niemand zerstören kann.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23115
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