Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„ Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Der Apostel Paulus rät das seinen Leuten. Er schreibt einen Brief nach Korinth und gibt den Christen dort wichtige Tipps für ihr Leben.

„Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark! Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ (1 Kor 16,13)

Ich frage mich, ob die Leute, die sich heute vor 27 Jahren in der Nikolaikirche in Leipzig getroffen haben, diese Worte aus der Bibel gehört haben. Mir kommt es so vor, als hätten sie genau diese Ratschläge befolgt.

Sie haben sich zusammengeschlossen, sich Mut gemacht und sind für ihr freies Leben auf die Straße gegangen. „Keine Gewalt“ war die Devise. Für sie war klar: Die Grenzen, die einsperren, sind keine Lösung. Sie mit Gewalt niederzureißen aber auch nicht. Vielleicht haben sie es gerade deshalb geschafft, dass am 9. November die Mauer fiel.

 „Was ihr tut, geschehe in Liebe,“ rät Paulus. Welche Kraft in dieser Haltung steckt, haben die Menschen damals in Leipzig und vielen anderen Städten gezeigt.

1938 sah das am 9. November in Deutschland ganz anders aus: Da wurden Scheiben eingeschlagen, Wohnungen geplündert, Menschen in Angst und Schrecken versetzt, Hunderte ermordet. Das war in der Reichspogromnacht.

Da wussten einige Menschen auch sehr genau, was sie wollten. Welche Grenzen gelten, was richtig und falsch zu sein hat. Nur: Mit der Liebe hatte das nichts zu tun.

An beides muss ich heute denken. An das, was Menschen anrichten können, wenn die Liebe keine Rolle spielt. Und an das, was möglich ist, wenn Menschen sich für das Gute einsetzen. Mit Liebe. Mutig und kraftvoll.

Paulus bestärkt mich bis heute mit seinen Ratschlägen. Wach sein, wenn andere bedroht werden, mutig handeln, wenn das Leben und die Freiheit in Gefahr sind. Aus Liebe zu den Menschen. Mein Glaube hilft mir dabei!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23102
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