Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

…am heutigen Samstag. Heute atmen die einen auf! Wochenende. Endlich frei. Zeit, die mir gehört. Herrlich ist das! – Andere fürchten sich eher: So viele Stunden ohne Aufgabe. Fürchterlich. Was soll ich bloß machen? Wenn das Wochenende doch nur schon rum wäre.

Für diejenigen, die sich eher fürchten, hätte ich da eine Idee. Die kommt von einer sehr alten Tante. Sie ist schon seit vielen Jahren tot. Aber ihr Tipp wirkt immer noch. Als meine Tante und ihr Mann alt geworden waren, konnten sie das Haus nicht mehr verlassen. Da hat sie mir erzählt: “Weißt du, wir haben trotzdem jeden Tag etwas zu tun. Erst lesen wir die Zeitung. Danach wissen wir, für wen wir heute beten können. Und dann beten wir für die, die es heute besonders brauchen.” Das sagte die Tante sehr bestimmt. Und ich wußte: die machen das wirklich so. Und das hat ihr und ihrem Mann auch im hohen Alter viel Kraft gegeben. Denn sie wußten: wir werden noch gebraucht und können etwas für andere tun. Sie wollten nicht den ganzen Tag nur um sich selbst kreisen. Das ist doch großartig! Bis heute danke ich ihr für diesen Tipp. Denn mir hilft er auch.

Natürlich ist so ein Wochenende sehr viel länger als ein paar Gebete dauern. Aber alles fängt schließlich mit einem ersten Schritt an. Wenn ich mich entscheide, jetzt ein paar Minuten für andere zu beten, dann habe ich den ersten Schritt gerade getan. Ein paar Minuten lang kreise ich nicht um mich selbst, sondern schaue nach draußen. Schaue auf andere. Wende mich ihnen zu. Und dann bete ich für die Politiker. Sie sollten kluge Entscheidungen treffen. Und ich bete für die Verstorbenen aus den Todesanzeigen. Und für die Sportler, die auf Medaillen hoffen. Und für alle Flüchtlinge. Und für dies und jenes. Und bitte Gott, sich zu kümmern.

Und dann – dann fühle ich mich verbunden mit dem Himmel und mit den Menschen auf der Erde. Fühle mich verbunden mit denen, die es heute nicht so gut haben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass mir das auch selbst hilft. Denn manchmal fällt mir dann nebenbei ein, was ich als nächstes unternehmen könnte. Jedenfalls ist das schon mal ein guter Start in ein langes Wochenende.

Übrigens: Wer das Beten verlernt hat, kann einfach gute Gedanken senden. Auch das tut der Welt gut – und dem, der die Gedanken aussendet.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23098
weiterlesen...