SWR4 Abendgedanken

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Heute ist Martin Luthers 533. Geburtstag. Keine Zahl für ein Jubiläum. Trotzdem ist er in diesen Tagen und Monaten in aller Munde. Nicht wegen seines Geburtstags sondern wegen eines anderen  Ereignisses in seinem Leben: Seine öffentliche Kritik an der römischen Kirche. Das war am 31. Oktober 1517 - im nächsten Jahr sind das 500 Jahre. Das ist ein Jubiläum. 95 Thesen soll er an die Schlosskirche in Wittenberg gehängt und damit die Reformation ausgelöst haben. In der Folge ist neben der katholischen die evangelische Kirche entstanden. Diese neue Freiheit und Vielfalt im Glauben wird im nächsten Jahr an vielen Orten gefeiert. Man kann die Spaltung der Christenheit aber sicher auch beklagen.

Ich frage mich: Wie würde Martin Luther selbst wohl darüber denken, wenn er wüsste, dass man nach 500 Jahren noch immer von ihm spricht? Natürlich hat er die Reformation nicht alleine ausgelöst. Er hatte Vorläufer, Weggefährten, Unterstützer.

Politiker, Fürsten und Gelehrte stellten sich auf seine Seite, und der gerade erfundene Buchdruck mit beweglichen Lettern hat die Verbreitung seiner Schriften enorm vorangebracht.

Ich stelle mir vor, dass Luther für sich selbst nicht überlegt hat, dass er einmal so berühmt werden würde. Auch nicht, dass die Leute nach so langer Zeit noch von ihm reden. Martin Luther war es wichtig, dass jeder Christ die Bibel lesen und dann für seinen Glauben selbst die Verantwortung übernehmen kann. Und dass es gerade nicht die Kirche oder eine Konzilsversammlung ist, die festlegt, was die Christenleute denken sollen.

Ob es Martin Luther peinlich gewesen wäre, dass es heutzutage Denkmäler von ihm gibt? Wichtiger als seine Person ist gewiss das, worum es ihm gegangen ist. Vielleicht würde es ihm deshalb gefallen, dass er auf den meisten Denkmälern auf das hinweist, was ihm am allerwichtigsten gewesen ist: die Bibel. Darin, hat er gemeint, kann man erfahren, wie Gott sich gutes Leben für seine Menschen vorstellt. Denn sie sei „nicht Lesewort... Sondern Lebewort…nicht zum Spekulieren und Grübeln , sondern zum Leben und Tun.“ [1]



[1] Vorrede zur Auslegung des 118. Psalms, 1530, WA 31, 1; 67, 24-27; orthographisch leicht modernisiert

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23094
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