SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

 (GL 450)

Musik 1

Eine sternenklare Nacht im Jahr 1978. Der Priester Hans-Hermann Bittger betrachtet die Sterne und ist fasziniert. Er sagt: „Ein Sternenhimmel, so leuchtend und überwältigend wie nie zuvor und niemals danach“. Nach dieser Nacht im Freien hörte Hans-Hermann Bittger eine Musik im Radio. Es war nicht in Deutschland, sondern in Israel. Die Musik gefiel ihm so gut, dass er gleich einen deutschen Text dazu schrieb. Inspirierend für ihn waren also die Musik, die Sterne und eine Verheißung aus dem Alten Testament. Dort spricht Gott zu Abraham: „Sieh doch zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. So zahlreich werden deine Nachkommen sein.“ Dieses Wort Gottes brachte Licht in Abrahams Leben. Er schöpfte Vertrauen, fand Trost und Halt in seiner Dunkelheit. Die Bibel fasst es zusammen mit dem Wort: Abraham glaubte.

Musik 2

Immer wenn Kinder diesen Kanon singen, muss ich daran denken, dass sie aus einem Schulbuch stammt. Ein besonderes Schulbuch allerdings mit dem Titel „Hawa naschira“ – Lasst uns singen! Der jüdische Musiklehrer Joseph Jacobsen hat diesen Kanon im Jahr 1935 in Hamburg komponiert. In der Hoffnung, dass sich Juden und Deutsche begegnen: fast wie in einem zweistimmigen Kanon. Seine Hoffnung wurde bitter enttäuscht. Mit dem jüdischen Leben in Deutschland verschwanden auch seine Schule und sein Liederbuch. Jacobsen wurde ins KZ Sachsenhausen verschleppt. Es gelang ihm noch die Flucht nach England. Bald darauf aber starb er im Alter von 45 Jahren. Seine Musik jedoch hat überlebt.

Musik 3

Zwei Stimmen, ein Gesang. Wenn Christen heute diesen Kanon singen, dann darf die Erinnerung an den „jüdischen Grundton“ mitklingen. Joseph Jacobsen hätte sich wohl darüber gefreut, dass sein kleiner Kanon nicht nur in Israel so beliebt ist, sondern heute auch in vielen christlichen Liederbüchern steht. Zum gemeinsamen jüdisch-christlichen Fundament gehören das Wort Gottes und die Symbolik des Lichtes. Mit dazu gehört aber auch, dass beide – Juden und Christen – die Musik hochschätzen als eine Brücke zwischen Himmel und Erde. Joseph Jacobsen hat das in seiner Doktorarbeit ganz wunderbar in Worte gefasst: „In Musik hat Gott einigen Sterblichen ins Ohr geflüstert.“

Musik 4

 

Quellen:  "Singt  für Gott und die Welt“. Begleit-CD zum „Freiburger                                     Kinderchorbuch“. Carus-Verlag, Stuttgart.
Den Kanon "Gottes  Wort ist wie Licht in der Nacht" singt der Kinder- und                                          Jugendchor St. Trudpert, Münstertal, unter Leitung von Bezirkskantorin Karin Karle; Truhenorgel: Roman Kühn.                                    

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23053
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