SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Ein Sakrament ist ein Zeichen von Gottes Gegenwart unter uns Menschen. Das erste und wichtigste Sakrament ist die Taufe. Sie ist ein Eintrittsritual. Egal ob Säugling oder Erwachsener, in der Taufe wird der Mensch aufgenommen in die Gemeinschaft der Christen. Er selbst bekennt sich zu Gott, oder seine Eltern und Paten machen dies stellvertretend für ihn. Das ist ähnlich wie bei einem Beitritt in eine Partei oder einen Verein. Man sagt da auch Ja zu den Statuten und Satzungen. In der Taufe ist aber das viel wichtigere, dass Gott selbst sich für immer zum Getauften bekennt. Im katholischen Ritus wird das für mich an einer Stelle besonders deutlich. Wenn der Täufling vom Zelebranten, von seinen Eltern und Paten das Kreuzzeichen auf die Stirn gezeichnet bekommt ist das ein Zeichen, dass sich alle verpflichten sein Leben als werdender Christ zu begleiten. Vor allem aber Gott selbst. In frühen römischen Zeiten war es üblich die eigenen Sklaven mit einem unterscheidbaren Zeichen auf der Stirn zu versehen. Als Zeichen des Besitzes. Die ersten Christen haben dieses entwürdigende Zeichen aufgenommen und ihm mit dem kleinen Kreuz auf der Stirn die genau entgegen gesetzte Bedeutung gegeben: Du gehörst niemanden! Weder deinen Eltern, deiner Familie, weder dem Staat noch sonst jemand. Sondern du gehörst allein zu Gott, der dich mit dem schönsten und gefährlichsten Geschenk ausstattet, was er zu geben hat: deine Freiheit. Für mich ist dieser Ritus noch berührender als das Übergießen mit Wasser als Zeichen der Reinigung oder die Salbung und Entzünden der Taufkerze. Gott sagt Ja zum Menschen und das Wort gilt. Auf seinen Wegen und auch auf seinen Umwegen, die er gehen wird um sich zu finden. Gott bleibt dabei. Er ist treu.

 

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