SWR3 Gedanken

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So richtig in den Bergen war ich noch nie. Bis ich Johannes kennen gelernt habe. Er ist ein erfahrener Bergsteiger und nimmt mich regelmäßig auf Touren mit. Im August war es wieder soweit.

Wir sind in den französischen Alpen unterwegs.

Eines Nachmittags kommen wir nach einem anstrengenden Aufstieg endlich an der Hütte an. Sie liegt auf knapp 2000 Metern Höhe. Wir treffen eine andere Wandergruppe und trauen unseren Augen nicht: einige von ihnen sitzen im Rollstuhl! Rollstuhlfahrer in den Bergen! Verrückt.

Diese Rollstühle sehen ein bisschen aus wie Schubkarren und haben nur ein Rad. Über dem Rad ist ein gefederter Sitz angebracht. Vorne und hinten sitzen jeweils zwei Stangen zum Festhalten, lenken, schieben oder ziehen. Und man kann sie auch absetzen – eben wie einen Schubkarren. Doch wie genau man mit diesen Gefährten hunderte von Höhenmetern zurücklegen kann, das können wir uns nicht vorstellen.

Wir sind neugierig und fragen nach: „An manchen Stellen ist es ziemlich anstrengend“, erklärt uns einer aus der Gruppe. „Immer drei bilden ein Team. Einer zieht vorne und übernimmt das Kommando. Der andere schiebt und stützt von hinten. Und natürlich der Rollstuhlfahrer selbst, der das Gleichgewicht beeinflusst und je nach Handicap mithelfen kann.“

Am nächsten Morgen kann ich das ganze Mal in Aktion erleben. Die Gruppe ist schon vor uns aufgebrochen. Im Regen. Als wir sie einholen, scherzen sie mit uns, weil wir schneller sind. Die Stimmung ist super –  trotz schlechtem Wetter. Wir überholen die Karawane und ich drehe mich beim Weitergehen noch ein paarmal um, bis sie nicht mehr zu sehen sind.

Rollstühle für Bergtouren finde ich klasse. Und dass die Idee technisch funktioniert, finde ich irre. Das tut sie vor allem darum, weil es Leute gibt, die sich mehrere Tage oder Wochen im Jahr Zeit nehmen, um gemeinsam mit Menschen im Rollstuhl eine Bergtour zu machen.

 

 

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