Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
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Mit ist dieser Artikel unangenehm aufgestoßen. Nach meiner Erfahrung möchte auch das Personal an nichtkirchlichen Krankenhäuser gerne mehr Zeit für Zuwendung. Und wenn das nur eine Frage des Geldes ist, erkenne ich keinen besonderen Beitrag kirchlicher Häuser. Dann brauchen eben alle Krankenhäuser mehr Geld.
Zusätzlich bin ich skeptisch, ob das Problem alleine mit mehr Geld zu lösen ist. Mehr Geld mag mehr Personal bedeuten, aber mehr Personal kann einfach auch mehr Leistung und mehr Umsatz bedeuten, auch ohne mehr Zuwendung.
Kirchliche Krankenhäuser und Heime hielten sich immer ein Mehrfaches zu Gute: Neben guter Pflege und Medizin soll der Patient stets als Person gesehen werden, nicht als Fall oder auf sein organisches Leiden reduziert. Und in einem kirchlichen Haus sollen immer auch einige Plätze für Menschen ohne Geld und Krankenversicherung sein, z.B. für Flüchtlinge und Obdachlose. Und schließlich sollen kirchliche Häuser regelmäßig etwas Neues wagen zu Gunsten der Menschen, auch wenn es die Kassen oder der Staat noch nicht finanzieren. So entstand beispielsweise die besondere Sorge für Menschen mit schweren Hirnschädigungen im Wachtrauma.
Diese Beispiele machen deutlich: Es geht nicht primär um mehr Geld, es geht um mehr Geist, um mehr guten Geist bei der Pflege von kranken und pflegebedürftigen Menschen. Manchmal muss es deshalb sogar etwas umsonst geben, wie die Pflege für Obdachlose. Und es muss ein Risiko gewagt werden, um etwas Neues auszuprobieren. Und ob das von anderen unterscheidet, ist zweitrangig. Im Gegenteil: Kirchliche Häuser können sich nur wünschen, dass ihre gelingenden Beispiele auch von anderen übernommen werden – auf Unterscheidung zu pochen wäre geradezu schädlich.