SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

"Seid dankbar in allen Dingen, ...“[1] - ein ziemlich steiler Satz, den Paulus da in der Bibel geschrieben hat. Ganz am Ende eines Briefes, den er an die Leute in Thessaloniki geschrieben hat. „Seid dankbar in allen Dingen“.

Mit der Dankbarkeit ist das ja immer so eine Sache …  Ich meine: ich bin gerne dankbar. Auch für viele Kleinigkeiten. Ich versuche mir das eigentlich immer wieder ganz bewusst zu machen. Vieles in meinem Leben ist nicht selbstverständlich.

Es ist nicht selbstverständlich, genug zu essen zu haben. Es ist nicht selbstverständlich in Frieden leben zu können. Nicht fliehen zu müssen, eine Arbeit zu haben und und und.

Wir versuchen das auch unseren Kindern beizubringen. Jeden Abend überlegen wir, wofür wir heute danke sagen können. Ich finde das wichtig. Manchmal auch für was ganz Kleines danke zu sagen.
Aber für wirklich alles dankbar zu sein, so wie Paulus das empfiehlt: Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Ich bin nicht dankbar dafür, wenn Menschen schwer krank werden, oder ein Unfall passiert. Ich kann nicht dafür danken, dass Menschen sterben, weil sie in überfüllten Booten ein besseres Leben suchen. Ich kann auch nicht dafür dankbar sein, dass es nicht gerecht zugeht auf dieser Welt.

Ich glaube aber, dass das Paulus auch gar nicht so gemeint hat. Der Satz heißt ja nicht. Seid dankbar für alles. Sondern er heißt: Seid dankbar in allen Dingen.

Das heißt für mich nicht, dass ich für einfach alles dankbar sein muss. Das heißt auch nicht, dass ich im Schlechten noch irgendwas suchen muss, für das ich danke sagen kann. Auch Paulus hat gut gewusst, wie das Leben ist. Ich glaube „dankbar in allen Dingen“ bedeutet, in allen Dingen auf Gott zu vertrauen. Gott zutrauen, dass er auch schwierige Situationen mit mir aushält. Dass er da mit mir gemeinsam durchgeht. Obwohl er ganz sicher auch vieles nicht gut findet, was bei mir oder auf unserer Welt schief läuft.

Ich glaube nicht, dass Paulus die Menschen in seiner Gemeinde überfordern wollte. Und auch mich nicht. Ich glaube vielmehr, dass er Mut machen wollte: Du bist nicht allein. Gott geht mit dir.  Und dafür kann ich wirklich in allen Dingen dankbar sein.


 

[1]   1. Thessalonicher 5,18.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23007
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