SWR2 Wort zum Tag

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Ohne Medien leben? Das ist undenkbar. Für mich zumindest. Und für viele Menschen auch. Morgens lese ich Zeitung, immer wieder läuft das Radio, ich gucke online im Smartphone und auf dem Computer, was es Aktuelles gibt. Abends mache ich oft zur Tagesschau den Fernseher an. Ich lese Bücher, höre Musik. Medien begleiten meinen Tag. Auch und gerade für Jugendliche und junge Erwachsene ist ein Leben ohne Medien undenkbar. Sie sind vor allem in den sozialen Medien unterwegs: Gucken Filme auf YouTube und Bilder auf Facebook, schreiben sich auf WhatsApp und schicken sich Sprachnachrichten.

Deshalb schlägt der Theologe Jörg Hermann Alarm. Er ist der Überzeugung: Seelsorger, die in den Medien nicht zu Hause sind, die keine Romane kennen und keine Filme gesehen habe, können die Welt der Menschen nicht verstehen. Dem kann ich nur zustimmen. Gerade, wenn es um existentielle Themen geht, spielen Medien eine wichtige Rolle. Unser Bild vom Leben wird geprägt durch Filme über Tod und Sterben, über Liebe und Heirat, über Kinder und Gewalt. Und Bücher? Bücher öffnen einen Blick für die Gegenwart. Für Alltägliches und Fantastisches, für fremde Welten und unbekannte Menschen. Ja, wer keine Filme sieht und keine Romane liest, der wird sich schwer tun im Gespräch mit anderen Menschen.

Aber, ein großes ‚Aber‘ habe ich. Ich kriege mit, wie beansprucht und überlastet viele Seelsorger sind. Was sie alles bewältigen müssen. Wie sie Menschen begeistern sollen und ein offenes Ohr für jede Altersgruppe, wie sie immer freundlich sein müssen und stets gute Laune verbreiten sollen. Und dann noch der ganze Verwaltungskram in Pfarreien, Kindergärten oder Sozialstationen. Wo soll da Zeit für Medien herkommen?

Aber das unterscheidet Seelsorgerinnen und Seelsorger kaum von vielen anderen Menschen. Auch hier ist die Überlastung spürbar. Ich will deshalb die Überlegung weiten: Die Aufforderung, sich der Welt und den Medien zu öffnen, zu sehen und zu hören und zu lesen, was andere Menschen schreiben und zeigen, die muss allen gelten! Denn nur wenn ich Filme sehe, Romane lese, mit Medien arbeite, dann kann ich andere Menschen verstehen, die eben diese Filme sehen oder im Netz unterwegs sind. Deshalb muss ich mit Medien leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22979
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