Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Auch Narben machen schön! Meint eine Freundin. Sie selbst hat eigentliche keine Narben. Jedenfalls keine, die man sehen könnte. Man sieht es ihr nicht an, dass sie schon oft verletzt worden ist. Seelisch verletzt. Auch das hinterlässt Wunden und wenn die verheilt sind, bleiben Narben. Aber Narben machen schön, sagt sie und lacht.

Und sie lacht viel. Obwohl sie in einer Familie großgeworden ist, in der es nicht viel zu lachen gab. Ihren Vater hat sie früh verloren. Und ihre Stiefväter haben sie eher stiefmütterlich behandelt.
Ich bewundere sie dafür, dass sie nicht gleich bei der ersten Bodenwelle in ihrem Leben ins Schleudern geraten ist. Wenn sie nicht gleich hilflos ist. Denn sie weiß: Sie hat schon ganz andere Schlaglöcher überstanden.

Die Narben, die wir haben, sind ein Teil von uns.Die Platzwunde als Kind auf dem Spielplatz genauso wie die Wunde nach der Trennung vom Liebsten. Wunden heilen zusammen. Aber die Narben bleiben. Sie erzählen davon, wie weh es getan hat. Aber sie erzählen auch davon, dass Wunden heilen können. Klar braucht das Zeit und natürlich auch die nötige Pflege.

Aber irgendwann tut eine Wunde nicht mehr so weh, und es bleibt nur die Narbe, die uns daran erinnert. Narben machen uns zu den Menschen, die wir sind. Und manchmal erzählt eine Narbe auch davon, wie stark wir sind. Wenn meine Freundin zum Beispiel lacht, dann muss ich einfach mitlachen, auch wenn ich mich eigentlich nur ärgern möchte. Für mich ist ihr Lachen einfach wunderschön!

Deshalb glaube ich: Wir müssen sie nicht verstecken – all unsere Schrammen und Wunden, die uns das Leben geschlagen hat. Sie sind ein Teil von uns. Und sie machen uns schön.

Vielleicht so wie Sarah Conner in einem Lied singt:
„Ich seh dich mit all deine Farben, und all deine Narben.
Weißt du denn gar nicht, wie schön du bist.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22944
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