Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Es gibt für mich viele gute Gründe, an Gott zu glauben. Einer davon klingt vielleicht ein bisschen naiv. Aber ich gestehe: Es ist nicht der unwichtigste. Es sind die kurzen Gespräche, die ich mit dem lieben Gott führe. Nach denen ich mich irgendwie besser fühle. Es sind Gespräche mitten am Tag. Und ich werde in ihnen kleine Frustrationen los, manchmal aber auch einen kurzen Dank.

Am frühen Morgen sind es eher die Frustrationen. Ich bin eh schon ein Morgenmuffel. Neulich war dann auch noch die Kaffeedose leer – und vor dem Haus hatte mein Fahrrad einen Platten. „Och nee, lieber Gott“, hab ich da gerufen, „das ist jetzt nicht fair.“ Als ich dann missmutig zur Bushaltestelle gelaufen bin, kam der Bus immerhin gerade an. Und im Büro war die Kollegin früher gekommen und hatte schon Kaffee gekocht. Ich musste ein bisschen grinsen. „Na gut, lieber Gott, vielen Dank.“ Hab ich dann gesagt.

Es  ist natürlich ein bisschen naiv, das platte Fahrrad oder den gekochten Kaffee auf Gott zu schieben. Warum soll sich der allmächtige Gott um meine Alltagsprobleme kümmern, er hat ja wahrlich anderes und besseres zu tun. Aber andererseits: Ich glaube ja fest daran: Gott ist einer, der den Menschen nahe ist, er kümmert sich um jeden Einzelnen von uns, in all dem Unwichtigen und Wichtigen, was uns beschäftigt. Und dann fühlt er sich eben auch zuständig für die kleinen Dinge.

Mir jedenfalls tut es gut, meinen Frust und meinen Dank sofort an jemanden loswerden zu können. Der Ärger ist draußen – an jemanden, der natürlich erst mal nicht gegenmeckert. Und der die Dinge, so hoffe, ich, positiv beeinflussen kann. Oft genug muss ich dann auch schon über mich selbst grinsen, wie ich da an meinem Fahrrad stehe und den lieben Gott anfauche.

Die Gespräche mit dem lieben Gott helfen mir aber auch dann, wenn der Frust mal größer wird. Wenn ein Freund schwer krank wird oder in den Nachrichten die Katastrophen überhand nehmen. Dann sage ich eben auch: „Gott, das geht doch nicht, tu was“. Es tut gut, mit Gott im Gespräch zu sein über die kleinen und großen Dinge. Und zu hoffen: Er kann womöglich ein wenig auf sie Einfluss nehmen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22931
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