Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute starten in Rheinland-Pfalz die Herbstferien, ich hab auch ein paar Tage frei. Und dieses Jahr schaffe ich, was ich seit Jahren mal wieder vorhabe: Im Herbst ein paar Tage in die Berge zu fahren. Es geht ins Allgäu, und ich hoffe natürlich sehr auf ein bisschen schönes Wetter. Damit ich hinauf kann auf die Berge. Und hinunter gucken kann, möglichst weit und klar in die Ferne.

Ich war früher schon ab und zu im Herbst auf Gipfeln, mal im Elsass, mal im Schwarzwald. Und mich hat vor allem diese wunderbare Fernsicht fasziniert. Im Elsass konnten wir einmal den ganzen Alpenhauptkamm sehen, einschließlich des Montblanc. Ich hab den Eindruck, im Herbst ist diese Fernsicht besonders gut. Oder vielleicht beeindruckt sie mich auch im Oktober nur ganz besonders. Wenn das Jahr sich schon wieder dem Ende zuneigt. Und irgendwie ein bisschen Erntezeit und Rückblick in der Luft liegen. Dann genieße ich es besonders: Dass die Welt so klar und weit vor mir liegt. Dass ich den Überblick und den Weitblick habe. Und wie ein Vogel über alle Täler und Niedrigkeiten und Widrigkeiten herabblicken kann.

Es ist ein befreiendes Gefühl, oben auf den Berggipfeln. Und für mich immer auch: ein religiöses. Ich fühl mich dort oben auch dem Himmel näher. Seit Jahrtausenden verbinden die Menschen ja mit den Bergen schon Himmlisches und Göttliches. Und auch der Gott der Bibel, der Gott der Juden und Christen, lässt sich dort oben anscheinend besonders gut finden. „Mit meiner Stimme rufe ich zu Gott, und er antwortet mir von seinem heiligen Berge“, heißt es zum Beispiel in den Psalmen (Psalm 3,4). Moses stieg einst auf den Berg Sinai hinauf und bekam von Gott dort oben die Zehn Gebote überreicht (Exodus/2 Mose 19). Und auch Jesus wandert auf einen Berg, um dort zu beten (Markus 6,46; Matthäus 14,23). Die berühmte Bergpredigt hat er, wie der Name schon sagt, auch dort oben gehalten.

Wer weiß, vielleicht haben eben auch Moses und Jesus schon die Weitsicht von den Gipfeln genossen. Und auch schon erlebt, worauf ich mich jetzt im Allgäu so freue: Wie gut es tut, von dort oben herunterzuschauen und dem Himmel und Gott ein bisschen näher zu sein.

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