SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Kein guter Tag. Ab halb acht klingelt das Telefon. Hier eine Veranstaltung, die nicht klappt. Dort ein verärgerter Mensch, der nicht bekommt, was er will. Und dabei schaffe ich das normale Programm schon kaum. Am Nachmittag bin ich maximal genervt und hole meine Tochter Emma von der Schule ab. 

Sie sieht es meinem Gesicht an. Dass ich maximal genervt bin. Was ist los, will sie wissen. Ich erzähle ihr in Auszügen von meinem Tag. Nichts klappt, wie es soll. Und der Tag ist noch nicht zu Ende, sage ich. Mama, sagt meine zehnjährige Tochter, es ist nur Arbeit, nicht das Leben. 

Sie hat recht, denke ich und frage nach ihrem Tag. Sie erzählt von einem Lehrer, der sie immer übersieht, einem Test, den sie vergeigt hat und von den Hausaufgaben, mit denen sie noch lange nicht fertig ist. Eigentlich wollte sie mit ihrer Freundin spielen, aber das wird jetzt wohl nichts. Sie ist den Tränen nahe. 

Emma, sage ich, es ist nur Schule, nicht das Leben. Irritiert sieht sie mich an. Und dann müssen wir beide lachen. Gott sei Dank. Weil es ja auch so ist. Es ist nur Arbeit. Es ist nur Schule. Es ist nicht das Leben. Es gibt Aufgaben und Pflichten, die wir erledigen müssen. Aber nicht um den Preis, dass wir nur noch maximal genervt durch unsere Tage rennen. 

Dazu sind wir nicht geschaffen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich glaube, dass Gott uns geschaffen hat, damit wir unser Leben leben. Dazu gehören Arbeit und Schule. Und noch vieles andere. Familie und Freundschaft, Freude und Liebe. Leben eben. 

An diesem Tag nehme ich mir eine Stunde für ein gutes Buch, und die Emma geht für eine Stunde zu ihrer Freundin. Soviel Leben muss sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22921
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