SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Manche Tage sind wirklich zum Schreien. Verschlafen, den Bus verpasst. Zu spät im Büro, die Kaffeemaschine streikt. Und dann ruft ein Kunde an, der einen großen Auftrag storniert. Da würde man doch am liebsten laut schreien. Vor lauter Frust. 

Wenn Sie dieses Gefühl kennen, dann ist das heute Ihr Tag. Denn heute ist der Internationale Tag der Frustrationsschreie. Erfunden hat diesen Aktionstag das britische Ehepaar Ruth und Tom Roy. Einmal im Jahr sollen wir unseren Frust so richtig in die Welt hinaus plärren. Um uns dann – hoffentlich – ein bisschen besser zu fühlen. 

Bestechende Idee. Aber offen gestanden reicht mir das nicht. Ich kann nicht meinen ganzen Frust aufsparen, um ihn dann einmal im Jahr gezielt loszuwerden. Wenn ich frustriert bin, brauche ich gleich ein Ventil, um mich besser zu fühlen. Und Schreien passt leider nicht immer und überall. 

Deswegen habe ich für mich andere Wege gefunden, um Dampf abzulassen. Manchmal boxe ich in ein Kissen. Hilft ein bisschen. Manchmal renne ich einfach eine halbe Stunde durch den Wald. Hilft auch ein bisschen. Und manchmal bete ich. Ja, richtig. Manchmal bete ich. Und das hilft ziemlich. 

Denn da ist einer, dem ich alles an den göttlichen Kopf werfen kann, was mich ärgert, belastet und fertig macht. Der mir sein göttliches Ohr schenkt, wann immer mir nach Reden und auch nach Schimpfen zumute ist. Der mit seiner göttlichen Gelassenheit meine Seele wieder ruhig macht. 

„Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft“, heißt es in einem biblischen Psalm. Meinen Frust, meinen Ärger, meine Trauer, meine schlechte Laune: Bei Gott kann ich all das ablassen, was meine Seele unter Druck setzt. Laut oder leise. Nicht nur heute, sondern an jedem Tag des Jahres.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22920
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