SWR4 Abendgedanken

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Ich helfe gern, Probleme zu lösen. Und ich mag es auch, wenn mir jemand hilft. Aber ich kann es gar nicht leiden, wenn ich die Helfer nicht mehr loswerde.

Wahrscheinlich fasziniert mich deshalb die Geschichte von Philippus und dem Finanzminister so, die in der Bibel steht. Philippus wird von Gott, so heißt es, ohne weiteren Grund auf eine staubige Landstraße in Palästina geschickt. Und als er dort ist, kommt er in die Reisegruppe eines Ministers, der aus Afrika nach Jerusalem gereist war und nun mit seinen Pferdewagen und der Schutztruppe wieder auf dem Weg in die Heimat ist.

Philippus bekommt mit, dass der Reisende in einem Buch der Bibel liest. Und er erkennt sofort: Der Mann versteht nicht, was er liest. Also fragt er nach. Und tatsächlich: Der Herr Minister versteht kein Wort! Da kann Philippus helfen und das tut er auch. Am Ende will der Staatsmann Christ zu werden. Er lässt sich taufen.

So weit, so gut. Ich finde das an sich ja schon klasse, dass jemand den christlichen Glauben so erklären kann, dass ein anderer beginnt, Gott zu vertrauen.

Doch richtig gut finde ich, dass Philippus nach diesem Erfolg einfach verschwindet. Der Herr Minister „zieht seine Straße fröhlich“ so heißt es in der Bibel. Und Philippus? Der macht jetzt was Anderes.

Wenn ich jemandem helfe, dann würde ich ja schon gern sehen, wie es weitergeht – und dann bleibe ich manchmal zu lange. Dabei weiß ich doch: Menschen, die mir geholfen haben und dann meinen, sie müssten bei allem anderen auch noch helfen, die gehen mir ganz schön auf die Nerven. Schließlich habe ich nicht überall ein Problem und brauche auch nicht überall Hilfe!

Wenn jemand auf die Kinder aufpasst, weil deren Mutter im Geschäft einspringen muss, dann muss er nicht auch noch die ganze Wohnung aufräumen. Das war ja nicht das Problem. Und wenn jemand beim Bau einer Mauer geholfen hat, dann muss er nicht bis zum Tapezieren und Streichen dabeibleiben und für alles eine Meinung haben.

Es ist gut, sagt mir diese Bibel-Geschichte, dabei zu helfen, ein Problem zu lösen. Dann ist es gut und man kann wieder gehen. Sonst wird man womöglich selbst zum Problem J.

Ich helfe gern, Probleme zu lösen. Ich bitte Gott, dass er mir zeigt, wenn der andere seine Straße wieder fröhlich ziehen kann. Und ich kann verschwinden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22887
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