SWR2 Wort zum Tag

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Jona – das ist ein beliebter Vorname. So heißt aber auch eine Stadt in der Schweiz und die Hauptfigur in einer biblischen Kurzgeschichte. Ganz kurz gefasst geht die Geschichte so: Jona bekommt von Gott einen Auftrag: er soll in die gottlose Stadt Ninive gehen und den Einwohnern Gottes Strafe androhen, falls sie sich nicht bessern. Ninive ist für damalige Verhältnisse riesig. Heute würde man sagen, dort regieren das Geld und die Lust. Prunk und Prostituierte, Glückspieler und Kneipen. 

Jona hat auf diese heikle Mission nicht die geringste Lust. Ihm liegt nicht viel an Ninive. Das auserwählte Volk ist doch Israel. Soll das Heidenpack aus Ninive ruhig untergehen! Doch nach langem Hin und Her tritt er die Reise an. Er predigt in der Metropole von Gottes drohendem Strafgericht und ruft dazu auf umzukehren, sich zu bessern. Und siehe da: Die Leute aus Ninive ändern tatsächlich ihr Leben, sie besinnen sich auf Tugend und Moral. Und tatsächlich: Gott verschont die Stadt. 

Jona freut sich aber keineswegs. Im Gegenteil: er hadert wieder mit Gott. Erstens: dieser ewige Großmut! Und zweitens: Jetzt steht er selbst als Dummer da. Denn alle Drohungen, die er so bildreich beschrieben hat, stellen sich als Luftblase heraus. 

Jona sitzt also in der brütenden Hitze vor den Toren der Stadt und schmollt. Und jetzt zeigt sich die Bibel wieder einmal von ihrer hintersinnigen Seite: Gott lässt über ihm einen Strauch wachsen, der ihm Schatten spendet. Jona freut sich über das Geschenk. Doch am nächsten Tag lässt Gott die Pflanze wieder verdorren und schickt dazu einen mörderisch heißen Ostwind. Jona ist außer sich, doch das kennen wir ja bereits. 

Dann ertönt Gottes Stimme: „Jona, dir tut es leid um den Strauch, für den du nicht gearbeitet hast. Über Nacht war er da, über Nacht ist er eingegangen. Mir aber sollte es nicht leidtun um Ninive, die große Stadt, in der mehr als 120.000 Menschen leben?“ 

Ich glaube, die Jona-Geschichte will zeigen, dass Gott sich weder pachten lässt noch berechnen oder gar vereinnahmen. Das hat Jona zu spüren bekommen. Wäre es nach ihm gegangen, dann hätte Gott sich als harter Hund gezeigt, und Jona wäre als starker Prophet dagestanden. Aber Gott handelt nach seinen eigenen Grundsätzen: Wer sich ihm zuwendet, der hat nichts zu verlieren. (372)

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