Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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 „Das letzte Hemd hat keine Taschen“, sagt man. Alles, was wir im Laufe des Lebens angesammelt haben – wie müssen es zurücklassen. Selbst das, was uns auszeichnet, Titel und Ämter, alles. Jeder weiß das. Aber nicht jeder macht sich das klar…

Die Bibel erzählt die Geschichte von einem reichen Bauern, der hat das total verdrängt. Der freut sich über seine super Ernte und dass er nun Vorräte für Jahre hat. Jetzt hat er ausgesorgt. Er lehnt sich zufrieden zurück und beschließt, das Leben von nun an in vollen Zügen zu genießen.

Das ist ein bisschen wie mit der Rente: Die meisten freuen sich auf den Tag, an dem sie genug Arbeitsjahre auf ihrem Zeitkonto angehäuft haben. Endlich der wohlverdiente Ruhestand! Sagen sie sich. Jetzt nur noch  Freundschaften pflegen, Kontakte wieder aufnehmen, was unternehmen  - und endlich Zeit haben …

Das Dumme in der biblischen Geschichte ist:
Als der Bauer sich gerade zufrieden zurücklehnt, macht Gott ihm einen Strich durch die Rechnung. „Du Narr!“, sagt er. „Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann alles gehören, was du angehäuft hast?“

Der Bauer hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Er hat vor lauter Pläne schmieden vergessen: Du bist ja gar nicht Herr über deine Lebenszeit! Es muss nur ein Unfall passieren, es muss einen nur eine Krankheit erwischen, und schon sind alle schönen Pläne über den Haufen geworfen! 

Natürlich müssen wir unser Leben planen und vorsorgen. Aber der reiche Bauer meint: Das hab ich mir verdient, das steht mir zu, nach der ganzen Plackerei!

Ich glaube, Gott stört sich an der Selbstgefälligkeit. Der Bauer plant alles ganz alleine. Er glaubt, er hat sich alles selbst zu verdanken. Kein Gedanke daran, dass er so viel Glück gehabt hat im Leben. Wir hören auch kein Wort der Dankbarkeit.

Und daran will die Geschichte erinnern: Nichts haben wir nur uns selbst zu verdanken. Nicht mal unseren Fleiß. Oder das Durchhaltevermögen. Alles das ist uns geschenkt. Auch ob wir die Zeit erleben, in der wir uns nach der vielen Arbeit ausruhen können, ist ein Geschenk. Eins, auf das man sich in aller Bescheidenheit freuen kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22868
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