Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute ist Tag der deutschen Einheit. Seit mittlerweile 26 Jahren gehören Ost- und Westdeutschland wieder zusammen. In einem Staat, vor allem aber: in einer Demokratie. Die ist gar nicht selbstverständlich.  Denn in der Demokratie gibt’s keinen, der bestimmt, was alle machen sollen. Einfacher wäre das natürlich schon – eine Regierung, die einen versorgt und wo ich mich entspannt zurücklehnen kann: die da oben werden’s schon richten. Doch so funktioniert Demokratie nicht – vielleicht muss man sagen: nicht mehr. Demokratie lebt vom freiwilligen Mitmachen. Esgibt sie nur, wenn alle sich daran beteiligen. Wenn jeder etwas dafür tut.

Aber wie könnte das gehen? Der Apostel Paulus hat dazu eine interessante Idee. Damals, vor fast 2000 Jahren wollte er die Gemeinde in Korinth auch dazu bewegen, sich für die Gemeinschaft zu engagieren.  Und wie macht er das? In der Bibel schreibt er:  Ein jeder tue es so, wie er’s sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang. (2 Kor 9,7)

Mir sagt das: Auf Zwang lässt sich die Demokratie nicht bauen. Wie in einer Christengemeinde rechnet auch eine Demokratie mit freien, mündigen Menschen. Menschen, die stolz sind, dass sie Bürgerinnen und Bürger sind und die selbst entscheiden dürfen, ob sie eine Sache zu der Ihren machen und sich dafür einsetzen.

Ja, ohne Zwang und nicht gegen den Willen eines Menschen. Aber mit der Freiheit, nichts zu tun, ist es eben nicht getan. Deshalb sagt Paulus: ein jeder so, wie er’s sich im Herzen vorgenommen hat. Denn es genügt nicht, wenn wir Begriffe wie „Einigkeit und Recht und Freiheit“ im Kopf haben. Wir brauchen sie auch im Herzen und dass wir sie uns zu Herzen nehmen.  Und dann dürfen wir entscheiden, was es uns wert ist, was wir es uns kosten lassen. Paulus ist davon überzeugt: wenn du etwas bewegen willst, etwas wirklich Großes, dann geht das nur, wenn es dir ein Herzensanliegen ist.

Heute ist Tag der deutschen Einheit. Ob es da etwas zu feiern gibt und ob die Demokratie eine Zukunft hat, entscheidet sich daran, was wir uns im Herzen vorgenommen haben. Und dann auch weiter geben. Paulus ist davon überzeugt: einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22857
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