SWR2 Wort zum Tag

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Die Zukunft ist wieder offen! Diesen Satz habe ich vor einiger Zeit in einem Zeitungsartikel gelesen. Der Autor versteht diesen Satz so: Nach den politischen Veränderungen der letzten drei Jahrzehnte war doch eigentlich Optimismus angesagt. Deutsche Einheit. Die europäische Europa Einigung auf gutem Weg. Die Beendigung vieler langjähriger Konflikte. Das Grundgefühl der Menschen war von einer positiven Erwartung geprägt.

Dann der plötzliche Umschlag. Neue Konflikte allenthalben. Afghanistan. Irak. Syrien. Dazu die großen Finanzkrisen. Das Flüchtlingsdrama. Das Erstarken rechter Parteien und Ideen. Die Entwicklung hin zu einer besseren Zukunft ist plötzlich wieder in Frage gestellt. Alles könnte doch auch wieder ganz anders kommen. Darum, so der Autor, sei die Zukunft eben wieder offen.

Ich möchte mich durch diese Deutung des Satzes nicht entmutigen lassen. Ihn für mich anders verstehen. Und die Chance auf eine bessere Zukunft herauslesen. Etwa in dem Sinn: Was Menschen vor allem brauchen in solch unruhigen Zeiten, das ist Gelassenheit. Und Vertrauen in die Zukunft. Ein solches Vertrauen muss erarbeitet und gepflegt werden. Wenn es besser werden soll mit dieser Welt, muss ich selber auch aktiv werden. Und mich dafür einsetzen, dass der Rückzug hinter die Mauern der eigenen Nation und des eigenen Wohlstands nicht die Lösung bleibt. Und Menschen, die einen sicheren Ort suchen, nicht nur auf Stacheldrahtzäune stoßen.

Ich weiß: Alleine bin ich da überfordert. Aber das heißt nicht dass ich nicht auch meinen Beitrag leisten kann. Mein Beitrag ist gefragt, weil jetzt nicht alles automatisch in die falsche Richtung laufen muss. Es gibt Gestaltungsspielräume. Die Politik hat sie. Und ich auch. Viel mehr als ich oft wahrhaben will. Diese Überzeugung gehört elementar zu meinem Glauben dazu.

Ich kann mich einfach um einen einzelnen Menschen intensiv kümmern. Ich kann widersprechen, wenn allzu einfache Thesen die Schuld wieder einmal den anderen zuschieben. Ich suche das Gespräch gerade mit denen, deren Ansichten mir eigentlich völlig zuwiderlaufen.

Einer der großen Propheten der Bibel sagt den Menschen schon vor mehr als zweieinhalbtausend Jahren im Auftrag Gottes zu:
„Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben.“ (Jeremia 29,11)
Ich finde, es ist nicht das Schlechteste, dass die Zukunft wieder offen ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22842
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