SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Zornig und mit Tränen der Verzweiflung schaut mich mein Patenkind an. Aber ich verstehe es einfach nicht. Ein zweijähriges Mädchen, das versucht mir irgendwas zu sagen, was ich einfach nicht verstehe. Es lernt das Sprechen eben noch und kann sich oft noch nicht klar ausdrücken.

Endlich kapiere ich doch, was es will und Erleichterung legt sich auf ihr Kindergesicht. Es kann einen aber auch zur Verzweiflung treiben, wenn der andere einfach nicht versteht, was man meint. Allerdings finde ich, dass das nicht nur ein Kinderproblem ist. Also ich bin ja weit älter als zwei Jahre, aber ich lerne immer noch zu sprechen. Vermutlich bis zum Ende meines Lebens. Denn immer noch kommt es vor, dass ich mit einem Menschen spreche und er nicht versteht was ich sagen will. Ein typisches Miss-Verständnis, weil ich mich unklar oder unpassend ausdrücke. Teils auch hier, in den Radiosendungen. Es ist mir schon passiert, dass ich erschrocken bin über Hörermails, bei denen mir klar wurde, dass was ganz anderes verstanden wurde, als ich eigentlich gemeint habe. Das tut mir dann leid und ich versuche, mich  anders und verständlicher auszudrücken.

Auch bei Alltagsgesprächen können solche Missverständnisseleicht nerven. Aber ich lerne daraus. Ich lerne, dass ich manchmal besser hinhören muss. Dass es sich lohnt, bei Unklarheiten genauer nachzufragen. Dass ich auch anderen Menschen zugestehe, zu lernen sich verständlicher auszudrücken. Und dass die Momente, in denen zwei Menschen sich auf Anhieb verstehen, etwas ganz Besonderes sind.

Das Verständnis für einen anderen Menschen geht weit über die richtige Wortwahl hinaus. Aber es fängt damit an. Verstehen Sie, was ich meine? Falls nicht, verzeihen Sie mir. Ich lerne noch zu sprechen. Vermutlich bis zum Ende meines Lebens.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22825
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