SWR3 Gedanken

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„Fröhliche Weihnachten“ könnte ich heute morgen beinahe sagen,
aber so ganz passt das doch nicht.
Weil jetzt eben noch nicht Weihnachten ist –
und weil Muslime überhaupt kein Weihnachten feiern.
Dafür feiern die Muslime heute das Fastenbrechen,
also das Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan.
Und dieses muslimische Fest am Ende des Fastens
sieht dem christlichen Weihnachtsfest sehr ähnlich:
Da kommt die ganze Familie zusammen,
und es gibt Geschenke und üppiges Essen,
und besonders für die Kinder einen Berg von Süßigkeiten.
Zuckerfest ist deshalb ein anderer Name
für dieses Fest des Fastenbrechens.
Wobei Fasten im Ramadan nicht bedeutet,
einen Monat lang überhaupt nichts zu sich zu nehmen.
Denn im Ramadan geht es nicht um Kalorien oder Figurprobleme,
sondern um die Seele.
Genauer gesagt: Es geht um die Freiheit der Seele.
Fasten heißt, der Seele die Freiheit wieder zu schenken.
Deswegen fasten die Muslime auch nur tagsüber:
von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
darf nichts gegessen und getrunken werden.
Erst wenn der Tag vorüber ist, darf man wieder essen und trinken.
Der Ramadan ist also kein religiöses Hungern,
sondern eine Unterbrechung der täglichen Gewohnheiten:
einen Monat lang mal anders leben als sonst üblich.
Einen Monat lang ausprobieren, ob ich das überhaupt noch schaffe,
aus dem gewohnten Trott auszubrechen –
und stolz sein, wenn man es schafft, den Hunger zu besiegen.
Einen Monat lang einfach mal ein bisschen anders leben –
und die Freiheit genießen, die darin steckt.
So ähnlich ist das wohl auch bei Jesus gewesen:
Denn der hat sich auch öfters zurückgezogen in die Einsamkeit,
um zu fasten und zu beten und um nachzudenken über das,
was in seinem Leben wichtig sein soll.
Und so ähnlich könnte das auch bei uns sein,
wenn wieder die Adventszeit beginnt.
Aber heute wünsche ich den Muslimen bei uns erstmal
ein schönes und fröhliches Fastenbrechen!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2282
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