SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Mit Gott habe ich noch eine Rechnung offen:
zum Beispiel wegen dieses Erdbebens
genau heute vor fünfzehn Jahren:
Da sind in der ägyptischen Hauptstadt Kairo wortwörtlich
mit einem Schlag über fünfhundert Menschen getötet worden –
und über zehntausend wurden verletzt.
Und das war ja längst nicht das schlimmste Erdbeben.
Wenn Gott da ist, was ich als Christ glaube:
Wie kann der dann so etwas zulassen?
Das will ich von Gott wissen. Darauf will ich eine Antwort.
Andere Antworten kann ich mir selber geben.
Denn meistens wissen wir ja, was und wer hinter all dem Leid steckt
Denn meistens stecken wir selbst dahinter.
Und damit meine ich nicht dieses viel zitierte
„menschliche Versagen“, womit wir dem die Schuld geben,
der einen Augenblick lang nicht aufgepasst hat.
Als ob der Lokführer was dafür kann,
dass wir immer schneller reisen wollen.
Als ob der Arzt daran Schuld ist,
wenn unser Körper nicht perfekt funktioniert.
Meistens sind wir mindestens mitverantwortlich für unser Unglück.
Aber für Erdbeben gilt das eben nicht –
und auch nicht für alles andere Leid, dass Menschen erdulden müssen ohne durch ihr Verhalten dazu beigetragen zu haben.
Das ist die Rechnung, die Gott bei mir offen stehen hat.
In der Bibel finde ich nur einen Hinweis auf eine mögliche Antwort.
“Jetzt sehen wir alles wie in einem Spiegel“,
schreibt der Apostel Paulus.
Das heißt: Eigentlich sehen wir nur, was wir sowieso schon kennen,
nämlich uns selbst in unserem eigenen Spiegelbild.
Aber was über uns hinausgeht,
also den größeren Zusammenhang, in dem wir leben,
den verstehen wir nicht, den können wir nur erahnen.
Unser Leben ist eben begrenzt,
und diese Grenzen können wir nicht überschreiten.
Jedenfalls nicht, solange wir leben.
Aber nach dem Tod werden wir Gott selbst begegnen
und ihn sehen von Angesicht zu Angesicht.
Ich bin gespannt, wie Gott meine Fragen dann beantwortet –
und welche Fragen er dann mir stellt wegen meines Lebens.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2281
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