Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Über die Homepage unseres Fußballvereins hat er sich gemeldet – der Vater von Samer, einem neun-jährigen Syrer, den es nach Nieder-Olm verschlagen hat. Ob er denn in einer unserer Jugendmannschaften Fußball spielen könne. Natürlich geht das, und so besuche ich die Familie, um den Nachwuchskicker mit Kickschuhen und Sportkleidung auszustatten. Wir haben überzählige Trikotsätze zu hauf, so dass dies kein Problem ist. Stolz lässt er sich im Originaltrikot des FSV Nieder-Olm fotografieren.

Ein paar Tage später hole ich Samer zum ersten Training von Zuhause ab. Anfangs sprudelte es nur so aus ihm heraus – die Spannung war groß. Je näher wir dem Sportplatz kamen, desto leiser wurde er. Als der Fußballplatz in Sichtweise war, fand seine linke Hand meine rechte. Der Jugendtrainer stellte Samer kurz vor und erzählte knapp, welche Fluchtmonate hinter ihm und seiner Familie lagen. Es wurde ganz still auf dem riesigen Platz.

Nach dem Training wollte ich Samer wieder abholen. Doch die Mannschaft spielte ein bisschen länger als geplant, und so konnte ich sehen, wie schnell er sich in das Mannschaftstraining einfügen konnte. Der Trainer fragte zum Schluss, ob Samer wieder kommen dürfe, und alle schrien: „Ja!“ Seitdem trainiert Samer zweimal die Woche mit seinen 12 Fußball-Kameraden.

Kurz vor den Sommerferien erhielt ich eine Mail des Trainers. Samer habe sich gut eingefunden. Um auch spielberechtigt zu sein, braucht er einen Pass, möglichst schnell, denn nach der Sommerpause geht es dann gleich los. Das wurde  unbürokratisch geklärt, und jetzt kann der syrische Bub es kaum erwarten, an einem richtigen Spieltag mit seinen Kameraden aufzulaufen.

Samer, ein neunjähriger Junge aus Syrien, hat es vor 8 Monaten nach Nieder-Olm verschlagen. Jetzt hat er Fußballkameraden als Freunde. Schon mal ein guter Start.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22753
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