SWR4 Abendgedanken

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Haben Sie einen Namen für Gott? So wie Hagar? Von ihr erzählt die Bibel, dass sie einen Namen für Gott gefunden hat. 

Hagar war Sklavin. Sie gehörte Sarah, ihrer Herrin. Die konnte keine Kinder bekommen. Da hat sie kurzerhand Hagar ins Bett ihres Mannes Abraham gelegt, damit sie von ihm schwanger wird. Hagar sollte sozusagen die Leihmutter spielen. Damals war das üblich in so einem Fall. Und tatsächlich: Hagar wurde schwanger. Aber damit gingen die Probleme erst richtig los. Denn Hagar verlor nun allen Respekt vor ihrer Herrin. Die beschwerte sich bei ihrem Mann. „Tu mit ihr, was du willst!“ sagte der. Und Sarah schickte Hagar in die Wüste. Dort sollte sie umkommen. Und das Kind gleich mit ihr.

Die arme Hagar irrte in der Wüste umher. Sie rastete bei einem Brunnen. Da sprach ein Fremder sie an und gab ihr einen Rat: „Geh‘ zu deiner Herrin zurück! Gott wird dir so viele Nachkommen geben, dass sie nicht zu zählen sind. Denn Gott hat deinen Hilferuf gehört. Er ist für dich und dein Kind da.“  Da begriff Hagar, dass Gott selbst mit ihr gesprochen hatte. Durch diesen Fremden, der für sie ein Engel geworden war: „Du bist ein Gott, der nach mir schaut“, hat sie gesagt. Und sie war sicher: „Gewiss habe ich hier den Gott gesehen, der mich ansieht!“

Auch heutzutage gibt es Menschen wie Hagar. Menschen, die Gott erfahren als den, der auf sie achtgibt, der sie behütet. Die sagen: „Was Hagar gesagt hat, das stimmt. Gott ist ein Gott, der nach mir schaut! Ich habe es selbst erlebt!“

Es gibt aber auch Menschen, die Gott anders erfahren haben. Die geben Gott einen anderen Namen. Nicht den Namen: „Du bist ein Gott, der nach mir schaut!" Sondern: „Du bist ein Gott, der mich vergessen hat!“

Ob Hagar damals am Brunnen über Gott auch so gedacht hat? Wahrscheinlich war die Versuchung groß, so zu reden. Da war ja niemand mehr, der sich um sie gekümmert hätte. Aber gerade da hat sie Gott erlebt, wie er ist: „Ich bin für dich da. Ich schaue nach dir.“ Hagar hat Gott so erfahren. Und ihm vertraut. Ihm, der nach ihr schaut.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Gott so erleben, dass auch sie ihm den Namen geben könnten: Du bist der Gott, der nach mir schaut. Und dass Sie - wie Hagar - Gott fest vertrauen. Diesem Gott, der nach uns schaut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22737
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