Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Tatort Palermo. Heute vor genau 23 Jahren.

Don Pino öffnet die Tür seines Pfarrhauses. Zwei Killer warten schon auf ihn. „Damit habe ich gerechnet“, sagt der Priester und lächelt. Sofort schießt einer der Täter dem wehrlosen Opfer ins Genick. Don Pino hat keine Chance. Er verblutet an seinem 56. Geburtstag.

Der Geistliche musste sterben, weil er sich mit der übermächtigen Mafia angelegt hatte. Don Pino war Pfarrer im Armenviertel Brancaccio. Hier war er selbst aufgewachsen als Sohn kleiner Leute. Die Cosa Nostra, die sizilianische Mafia, beherrschte die Stadt. Besonders die jungen Leute verfielen ihr schnell. Kaum jemand hatte Arbeit. Die Mafia hatte leichtes Spiel. Drogenhandel, Prostitution, Schutzgelderpressung.

Don Pino wehrte sich gegen das organisierte Verbrechen. Er gründete das „Vater-unser-Zentrum“, eine Anlaufstelle für entwurzelte Jugendliche. Ihm und seinen Mitstreitern gelang es, sie von der Straße zu holen.

In seinen Predigten nahm Don Pino kein Blatt vor den Mund: „Lasst euch nicht mit den Mafiosi ein. Ihr kommt da nie wieder raus“, warnte er. Aber auch die korrupten Kommunalpolitiker kritisierte er. Viele von ihnen waren längst Teil des Mafia-Netzwerks geworden. Bald schon erhielt er Morddrohungen. Aber der Priester ließ sich nicht einschüchtern. Das war sein Todesurteil.

Don Pino ist das erste Mafia-Opfer, das von der Kirche selig gesprochen wurde. Damit setzte die Kirche ein Zeichen. Auch nach innen. Denn selbst Geistliche gerieten in der Vergangenheit immer wieder in den Dunstkreis der Cosa Nostra. Papst Franziskus redet auch hier Klartext: „Diejenigen, die den Weg des Bösen gehen, so wie es die Mafiosi tun, sind nicht in der Gemeinschaft mit Gott. Sie sind exkommuniziert!“

Das von Don Pino gegründete Jugendzentrum arbeitet erfolgreich weiter. Und einen Mitarbeiter Don Pinos ernannte der Papst überraschend zum neuen Erzbischof von Palermo. Gerne zitiert der sein Vorbild Don Pino: „Wenn jeder das tut, was er kann, werden wir die Mafia besiegen.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22718
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