SWR3 Gedanken

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Urlaub auf dem Campingplatz. Auf dem Spielplatz treffen wir ein elfjähriges Mädchen. Sie kommt aus Bayern und sagt plötzlich: „Bei uns gibt’s ganz viel Asylantenheime. Viel zu viele Flüchtlinge. Die stechen die Deutschen ab. Wir dürfen gar nicht mehr raus.“

Ich bin erstmal baff, weil ich mit diesem schweren Thema so unvermittelt gar nicht gerechnet habe. Und dann auch darüber, was das Mädchen gesagt hat. Ich bemühe mich schnell zu sagen, dass es bei uns in Buchen ganz gut läuft mit der Aufnahme von Flüchtlingen. Aber klar, das nützt dem Mädchen nichts.

„Die stechen die Deutschen ab.“
Wie spreche ich mit meinen Kindern über das alles, was gerade passiert? Über Krieg und die Menschen, die ihr Zuhause deswegen verlassen müssen. Über die Angst der Leute hier bei uns. Über die schrecklichen Anschläge.

Ich muss ehrlich sagen, ich hab mich über die Eltern des Mädchens geärgert. Wie können sie ihrer Tochter solche Angst machen oder die Angst noch verstärken? Ist es nicht ihr Job, ihrem Kind die Angst zu nehmen und klar zu machen, dass das einzelne Leute sind, die anderen sowas Schlimmes antun? Und eben nicht DIE Flüchtlinge oder Asylbewerber über einen Kamm zu scheren.

Am Ende erzählt das Mädchen dann von einer Freundin aus ihrer Klasse, die mit ihrer Familie nach Albanien zurück geschickt worden ist. Sie hat Angst, dass sie sich nie wiedersehen.

Was für eine Spannung für dieses Kind.
Ich wünsche dem Mädchen, ihren Eltern und uns allen diese Sichtweise: es kann nicht sein, jeden, der zu uns kommt, zu verurteilen. Wir Menschen sind alle gleich und vor allem gleich viel wert. Und deshalb geht es um jede und jeden einzelnen und sein Schicksal.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22714
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