SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Kopf hoch, das wird schon wieder“, das sage ich schon mal, wenn ich jemanden trösten will, wenn jemand traurig den Kopf hängen lässt vor Enttäuschung. Ich sage das, wenn sich jemand allzu große Sorgen macht und es für ihn wichtig wäre, Vergangenes abzuhaken. Damit der Blick wieder frei wird für Neues, Hoffnungsvolles.

Menschen mit dem Kopf nach unten erlebe ich inzwischen täglich, aber die wenigsten brauchen wohl mein aufmunterndes „Kopf hoch“, weil es ihnen gut geht mit ihrem Blick nach unten - auf ihr Smartphone. Sie sind mit ihren Freunden und Bekannten über die verschiedensten Netzwerke verbunden und irgendeine Neuigkeit gibt es ständig und irgendwas ist immer zu „googeln“. Und trotzdem möchte ich manchmal am liebsten rufen „Jetzt aber mal wieder Kopf hoch!“ Wenn ich den Eindruck habe, dass jemand zwar körperlich anwesend, aber doch mit den Gedanken ganz woanders ist.
In der U-Bahn habe ich neulich eine Mutter beobachtet: Ihre kleine Tochter saß neben ihr. Aber gesprochen haben die beiden kein Wort miteinander , weil die Mutter ständig was ins Smartphone getippt hat. Das Kind hat mir leid getan. Besonders fällt mir auch auf, wie viele Menschen im Restaurant immer wieder auf ihr Smartphone schauen. Ich finde das richtig unhöflich.

Gerade zu lebensgefährlich ist es, im Straßenverkehr den Kopf nach unten auf das Smartphone zu beugen. Ein Nachbar hat so gerade erst einen Unfall gebaut. Glücklicherweise ist kein Mensch zu Schaden gekommen.  Dieses „Kopf hoch“ kann also auch heißen, du ich mache mir Sorgen um dich. Um deine Gesundheit. Und - Menschen können auch unglücklich werden– wenn sie fortwährend aufs Smartphone schauen, habe ich gelesen. Unglücklich? Wie ist das denn gemeint? Habe ich mich gefragt und mir ist dazu ein junges Paar eingefallen: Die beiden wohnten zusammen und alles schien gut. Bis ich von ihrer Trennung gehört habe. Schuld war das Smartphone! - Nein natürlich nicht!
Es gab verschiedene Gründe weshalb sie sich getrennt haben. Aber dass der junge Mann ständig  mit dem Smartphone hantiert hat, hat sie schon sehr genervt. Zu oft hat er sie gar nicht richtig wahrgenommen, ist unaufmerksam gewesen. Das hat sie verletzt.
Und eines Morgens beim Frühstück hat er den Kopf vom Smartphone gehoben und gemerkt, dass er allein ist. Und über lange Zeit ist er sehr, sehr unglücklich gewesen…
Deshalb unbedingt Kopf hoch und Smartphone aus, wenn ich einem Menschen zeigen will, jetzt bist nur du wichtig. Jetzt will ich ganz bei der Sache sein, ganz bei dir.

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