SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Zuerst ist es mir komisch vorgekommen. Diese Höflichkeitsfloskeln am Anfang jedes Smalltalks. Bei meinem Kurzurlaub in London bin ich anfangs jedes Mal ein wenig aus der Fassung geraten, wenn mich Leute erst einmal gefragt haben, wie es mir geht, obwohl ich doch nur nach dem Weg fragen wollte.

Dann habe ich beobachtet, dass das dort einfach dazu gehört. Die höfliche Frage, wie es denn gehe. Und nicht nur die Frage gehört dazu, auch die Antwort.

Erst nach einem sehr freundlichen Hin und Her – wie geht es Ihnen heute Morgen? – Danke, sehr gut. Und Ihnen.? – Ausgezeichnet, vielen Dank – kommt man zum eigentlichen Zweck des Dialogs.

Mir ist das erst sehr umständlich vorgekommen. Aber dann habe ich gemerkt, dass solche Dialoge nicht nur sehr höflich verlaufen, sondern meistens sogar ausgesprochen herzlich – auch zwischen völlig Unbekannten.

Kaum eine Auskunft, bei der ich nicht auch noch eine nette persönliche Bemerkung mit auf den Weg bekommen hätte. Kaum eine Antwort ohne freundliches Lächeln.

Jedes Mal habe ich diese Freundlichkeit und das Lächeln innerlich mitgenommen und ein paar Minuten später festgestellt, dass ich selber immer noch am Lächeln war.
Inzwischen finde ich die englischen Floskeln nicht mehr komisch.

Eigentlich sind sie so eine Art Segen light. Smalltalk setzt auf das Gute im Menschen. Die freundlichen Sätze wollen den anderen begleiten.  Und das ist eigentlich der Kern des Segnens: Ich nehme mein gegenüber als Menschen wahr und wünsche ihr, dass sie von Gott begleitet bleibt.

Insofern:
Wie geht es Ihnen heute eigentlich? Ich hoffe, gut! Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall einen wirklich guten Tag!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22646
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