SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

London, Trafalgar Square -  so viele Menschen, so viele verschiedene Menschen.
Hautfarben in allen Schattierungen, Kleidung und Styles von Stiletto bis Burka und Krawatte bis Pailletten.

Ich lass mich vom Menschenstrom mittreiben, bin eine von so vielen. Dann höre ich Gitarrenmusik. Und bleibe stehen. Und viele andere auch. Ein junger Typ hat sich an eine Straßenecke gestellt, die Gitarre an einen Lautsprecher angeschlossen und singt. Eine Coverversion von einem bekannten Lied. Ich höre ihm zu.

Bin ein Teil des kleinen Publikums.
Wir summen leise mit und wippen im Takt. Gute Stimmung, viele lächeln.Dann stimmt er ein neues Lied an – einen Song mit Halleluja Refrain.

Plötzlich verändert sich etwas in der Haltung des Sängers und in der Stimmung unter uns Zuhörenden. Der Sänger singt als wäre er allein. Allein mit Gott.

Aber wir sind nicht ausgeschlossen. Wir gehören dazu zu diesem Lied. Wir sind nicht mehr Publikum. Wir sind in der Musik.

Ich stehe neben einer jungen Frau mit pinkfarbenen Haaren, hinter uns ein Mann mit Rastalocken, neben mir eine indische Familie, die Mutter im Sari. Zwei Geschäftsleute sind eben stehen geblieben. Eine ältere Frau mit Rollator flüstert ihrem Begleiter etwas ins Ohr. 

Wir hören zu, alle, und ich könnte schwören, dass dieses Lied durch uns hindurch weiterklingt. Für diesen Momen  gehören wir zusammen, so unterschiedlich wir sonst auch leben mögen.

Dieses Lied für Gott nimmt uns alle mit hinein – ohne Unterschied und ohne Rücksicht auf irgendwelche Bekenntnisse.
Als unser Sänger die letzten Töne spielt, wischen sich ein paar Leute Tränen aus den Augen.

Die Gruppe löst sich auf. Aber ich nehme etwas mit. Die Gewissheit, dass in Gott alle zusammen gehören. Halleluja.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22645
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