SWR3 Gedanken

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Ira ist da!
Na ja, eigentlich ist meine Freundin Katharina da und hat ihre kleine Tochter Ira mitgebracht. Keine 18 Monate ist sie und stapft durch meine Wohnung als wäre sie hier schon immer Zuhause. Sie hat weder vor uns, den Bewohnern, noch vor unseren Meerschweinchen, noch vor den bellenden Hunden im Haus Angst.

Sie hat eigentlich überhaupt keine Angst, nicht mal nachts. Und mir fällt auf, dass ich das auch von anderen Kindern kenne, zumindest wenn sie noch sehr klein sind: Kinder schreien, wenn ihnen etwas fehlt – Essen, Zuwendung oder eine trockene Windel – aber sie haben keine Angst vor Unbekanntem.

Wahrscheinlich entwickeln Menschen solche Ängste erst, wenn sie Schmerzen erfahren oder Verluste, wenn sie sich hilflos und ohnmächtig fühlen. Und je mehr solcher Situationen ein Mensch erfährt, desto ängstlicher wird er.

Eine friedliche Welt, eine Welt ohne Angst gehört deshalb vermutlich zu den ältesten Sehnsüchten der Menschheit.

In der Bibel wird an vielen Stellen eine solche Welt beschrieben. Eine Welt ohne Angst. Lebensbilder jenseits von Ohnmacht und Demütigung. In einer dieser biblischen Vision spielt ein Säugling vergnügt an der Höhle der Kreuzotter und patscht gefahrlos mit seiner Hand nach der Giftschlange.

Mit dieser Szene wollte der biblische Autor zeigen: Gott will Leben als angstfreies und gewaltloses Miteinander aller Geschöpfe.

Das klingt erst einmal unglaublich, vielleicht auch naiv. Aber wenn ich Ira erlebe, spüre ich: Jedes kleine Kind ist eine Ermutigung, an eine angstfreie Welt zu glauben. Eine Ermutigung die Welt selbst mitzugestalten zu einem Ort, wo kein Platz ist für Ängste. Weil Gott mitten in der Welt nährt und pflegt und liebt. Wie eine Mutter, oder ein Vater.
Nein, wie eine Mutter oder Vater ohne Angst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22642
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