SWR3 Gedanken

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Adrian hat Glück gehabt. Zumindest sieht er das so. Er hat eine Krebserkrankung überstanden. Diagnose, Operation, Bestrahlung – das ganze zermürbende Programm.
Weil er nicht mehr jung ist und alleinstehend hat er in dieser Zeit seine Wohnung auflösen müssen. Jetzt lebt er im Betreuten Wohnen.
„Ich hab so viel Glück gehabt“, sagt er trotzdem und macht eine Pause, um dem Amselgesang im Baum zu zuhören.

Ich kenne Adrian schon etliche Jahre. Er hat es nie leicht gehabt. Eine vor Jahren festgestellte chronische Krankheit, eine kräftezehrende Beziehung, mehrere harte Todesfälle im näheren Umfeld und jetzt auch noch der Tumor und der Verlust der Wohnung.

Aber: Adrian lächelt, wenn er über sein Leben nachdenkt und sagt: „Ich hab so viel erlebt. So viel Schönes! Und was ich alles sehen konnte von der Welt. Und wie viele freundliche Menschen ich kennen gelernt habe. Ich bin wirklich der reichste Mann der Welt.“
„Du klingst wie ein Psalm aus der Bibel. Wie ein Dankpsalm“, sage ich.

Er lächelt wieder. „Ich leb halt so gerne“, sagt er und erzählt aus seinem Leben – schöne Erinnerungen und schwierige Phasen. Er ist für beides dankbar. Am Ende unseres Gesprächs sagt er: „Und wenn’s Gott gefällt, halte ich’s auch gut noch ein paar Jahre aus so wie es jetzt ist. Ich bin wirklich dankbar für mein Leben.“

„Mensch, Adrian, du hast Recht: Du bist wirklich der reichste Mann der Welt.“ sag ich zum Abschied. Darauf er: „Oder halt ein Dankpsalm“

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