SWR2 Wort zum Tag
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„Mich durchschwebt die Vision von einem seelischen Kraftfeld, geschaffen in einem ständigen Jetzt von den vielen, in Wort und Tat ständig Betenden, im heiligen Willen Lebenden.“ Das notierte Dag Hammarskjöld in seinem immer noch aufregenden Tagebuch 1952, ein Jahr später wurde er zum UNO-Generalsekretär gewählt, keine zehn Jahre später war er tot, gerade 56 Jahre alt, Opfer von Intrigen der Großmächte und wohl westlicher Geheimdienste. Das ist am 17.September jetzt schon 55 Jahre her. Hammarskjölds Vision von einer spirituellen Ökumene aller Menschen ist die einzig realistische Antwort auf die gegenwärtigen Gewaltzusammenhänge, auf Terrorängste und Lebensnöte. Nicht Hochsicherheitsdenken hilft weiter, sich abschotten auch nicht. Das „seelische Kraftfeld“, für das Hammerskjöld arbeitet, wird „geschaffen in einem ständigen Jetzt von den vielen, in Wort und Tat ständig Betenden, im heiligen Willen Lebenden.“ Der fromm geprägte Protestant selbstverständlich ökumenisch und gut gebildet in den Weltreligionen, spricht nicht von Kirchen, auch nicht von Religionen; er spricht von betenden Menschen, von solchen, die in Wort und Tat auf das Geheimnis bezogen sind, das wir Gott nennen. Nur das schenkt den Mut, Gewalt nicht mit Gewalt zu beantworten und aus dem Teufelskreis der Verängstigungen heraus zu kommen. Wer sich Gottes Gegenwart anvertraut, wird frei, das Nötige zu tun und nicht länger in Gegenabhängigkeit auf das Böse zu schauen, das passiert. In dieser Haltung arbeitet Hammarskjöld unermüdlich vor allem für die armen Völker der Welt, für eine gerechte Weltinnenpolitik des Friedens. Auch die massiven Widerstände, die ihn schließlich das Leben kosten, halten ihn davon nicht ab. Sein Tagebuch ist ein kostbares Dokument des ständigen Bemühens, betend in Gottes Gegenwart zu leben, dadurch Frieden zu finden und Frieden zu schaffen.
Die viel beschworene Einheit von Mystik und Politik ist bei Hammarskjöld wie im Laboratorium eines alltäglichen Lebens zu lernen. Je sachbezogener und geduldiger, je selbstloser und trotz aller Widerstände zuversichtlicher ein Mensch sein Leben lebt und seine Arbeit tut, desto mehr Frieden entsteht. Noch einmalmal also: „Mich durchschwebt die Vision von einem seelischen Kraftfeld, geschaffen in einem ständigen Jetzt von den vielen, in Wort und Tat ständig Betenden, den im heiligen Willen Lebenden.“
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