SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Manche Dinge liegen so nah bei einander, dass mir gar nicht mehr bewusst ist, dass sie miteinander zu tun haben. So ist es mir mit den Worten See und Seele gegangen. Allein vom Klang her muss es doch klar sein, dass sie miteinander verwandt sind. Und das Wort Seele stammt tatsächlich vom Wort See ab. Weil die alten Germanen gedacht haben, dass das, was den Menschen in seinem Innersten ausmacht vor der Geburt und nach dem Tod in bestimmten Seen lebt. Ist doch interessant, dass die Seele so oft mit Wasser in Verbindung gebracht wird. „Seele, wie gleichst du dem Wasser“, hat schon der alte Goethe gesagt. Vielleicht weil die Seele so zart, so durchlässig, so spiegelnd, so spürbar und doch nicht fassbar ist, wie Wasser. Die Seele, so sagen Psychologen, ist nichts Statisches, sie entwickelt sich, kann verletzt werden, aber auch heilen.  Die Seele, so sagen die Theologen, ist die Verbindung zu Gott. Und vor allem in der sprichwörtlichen Seelenruhe kann man mit ihm in Verbindung kommen. Deshalb ist es so nötig wie wohltuend nicht nur Körperpflege zu betreiben, sondern auch Seelenpflege, neudeutsch Psychohygiene. Nicht nur ab und zu, sondern regelmäßig. Regelmäßig zur Ruhe kommen. Regelmäßig auf sich selbst schauen und dann über sich hinaus. Das Tolle und Leichte an der Seelenpflege ist, dass ich sie allein machen kann, zu zweit oder mit mehreren. Ganz wie es mir eben gut tut. Das kann bei einem Gebet in der Kirche sein oder in einer stillen Ecke meiner Wohnung. Das kann im gemeinsamen Schweigen sein, bei einem Spaziergang oder beim ausgedehnten Schauen in die Natur. Wenn ich sie sehe, höre und rieche. All das und noch viel mehr führt zur Seelenruhe. Denn jeder Mensch weiß im Innersten was seinem Innersten gut tut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22626
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