SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Beim Blick in meinen Garten packt mich zur Zeit das Grausen. All die mühsam gesäuberten Beete sind schon nach kurzer Zeit wieder grün. Nur eben nicht mit den Dingen, die ich dort gern sehen würde. Unkraut nennen wir das gerne, was sich so gar nicht um unsere Vorstellungen von Ordnung und Sauberkeit scheren will.
In den Köpfen mancher Zeitgenossen scheint sich diese Vorstellung auch auf Menschen zu beziehen. Mügeln, Magdeburg, Rostock, Guntersblum sind nur ein paar Ortsnamen, die es in letzter Zeit unrühmlich in die Zeitungen geschafft haben. Menschen erklären andere Menschen zu Unkraut, das stört, Angst macht, die eigene klein karierte Vorstellung von Ordnung aus dem Gleichgewicht bringt. Etwas, das bekämpft werden muss. Nur dass es hier nicht um unerwünschte Gräser, sondern um Menschen geht. Menschen, die in Gedanken dämonisiert, heruntergemacht, ja entmenschlicht werden, auf dass man leichter auf sie einprügeln kann. Wer den anderen in seiner Vorstellung erst mal zum Monster, zur Kreatur oder zu sonst was gemacht hat, verliert halt schneller die Hemmungen.
Vielleicht führt deshalb kein Weg vorbei an dem unendlich mühsamen Geschäft der Begegnung und des gegenseitigen Verstehens. Wer sich erst mal als Mensch kennen gelernt hat, wer voneinander weiß und verstanden hat, was den anderen umtreibt und bedrückt, der kann ihn nicht mehr nur als eine Art Unkraut sehen und schlägt auch nicht mehr so schnell und wahllos auf den anderen ein. https://www.kirche-im-swr.de/?m=2261
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