SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Ein Päckchen aus Afghanistan lag vor einigen Tagen in unserm Büro, gefüllt mit Leckereien aus dem armen Land: Getrocknete Feigen und Datteln, Süßigkeiten aus Safran und Zucker. Es gibt nicht viel dort, das sich zu verschicken lohnt. Aufgegeben hat es ein Bekannter, der oft bei uns in der Hochschulgemeinde war. Vor einigen Monaten ist er an den Hindukusch gegangen. Als ziviler Aufbauhelfer im Auftrag der Bundesregierung. Wenige Tage vor seinem Abflug haben wir noch zusammen gesessen, Rotwein getrunken und geredet über den Einsatz, das mulmige Gefühl, die Ungewissheit. Eine seltsame Stimmung lag damals in der Luft.
Seit diesem Abend höre ich bei Meldungen, die von dort kommen, aufmerksamer zu. Afghanistan ist plötzlich ein Stück näher gerückt. Wenn nun von Attentaten, von Verletzten und Toten die Rede ist, wandern die Gedanken zu jenem Menschen, den man kennt und der nun dort ist. Aus einem Brief, der dem Päckchen beigefügt war, ist das Unbehagen zu spüren. Ständiger Personenschutz sei jetzt Pflicht. Die latente Gefahr, in einen Anschlag verwickelt, von einer Kugel getroffen zu werden, begleitet jeden Schritt.
Nach dem Gottesdienst letzte Woche haben wir dann die Feigen probiert. Süß waren sie, wie alle Trockenfeigen eben. Und doch waren es keine x-beliebigen Früchte. Sie waren etwas besonderes. Sie verbanden uns in diesem Moment mit unserem Bekannten und mit dem uns fremden Land, in dem er nun Dienst tut. https://www.kirche-im-swr.de/?m=2260
weiterlesen...