Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute ist Sonntag. Ein guter Tag, um einen Besuch zu machen. Ein Besuch bei Gott.
Sonntags ist nämlich Gottesdienst. Fast überall. Am Sonntag kann man Gott in der Kirche besuchen, sozusagen bei sich zuhause, schauen ob er dort zu finden ist.

Ich glaube schon, aber beweisen kann ichs nicht. Beweisen ist ohnehin so eine Sache, wenn es um Gott geht. Die sogenannten Gottesbeweise sind allesamt sehr geschraubte Gedankengänge, sehr theoretisch.
Die verursachen eher Kopfschmerzen, als Klarheit. Philosophen und Theologen aller Jahrhunderte haben es versucht, plausibel zu machen, dass es einen Gott geben muss.

Weil es einfach nichts Größeres geben kann. Weil es eben eine höhere Macht geben muss. Weil die Schöpfung einen Schöpfer braucht. Und die Geschöpfe erstrecht!
Weil sich nichts bewegen kann, was nicht von jemandem angestoßen worden ist.
Und außerdem muss der Mensch einfach an etwas glauben, weil er chronisch gläubig oder abergläubisch ist.
Es muss doch gehen zu glauben, ohne unterwegs dabei den Verstand zu verlieren.

Haben sich die großen Denker gesagt. Glauben oder Wissen, das soll kein Gegensatz mehr sein. Und mit den Gottesbeweisen soll das endlich mal bewiesen werden.
Glauben mit Herz und Verstand zusammen, das müsste doch gehen. Schluss mit dem Klischee:

Hier die Gläubigen und Naiven, dort die Ungläubigen und Vernünftigen. Aber alle Gottesbeweise haben es nicht geschafft, das zu beweisen. Bis auf einen! Der überzeugt mich total. Ich nenne ihn den klerikalen Gottesbeweis. Der ist für mich schlagend und plausibel und gegen jeden Zweifel erhaben. Und der argumentiert so:

Wenn es heute noch die Kirche gibt trotz allem menschlichen Versagen, Scheitern und Verirren, dann kann das unmöglich an uns Menschen liegen. Das kann nicht unserer Leistung zu verdanken sein. Schon der alte Kirchengeschichtler Loisy hat gesagt:

„Jesus Christus hat das Reich Gottes verkündigt und was gekommen ist, ist die Kirche.“

Das heißt, die Idee, die Jesus hatte und die Umsetzung durch sein Bodenpersonal stimmen nicht überein. Ganz selten jedenfalls. Darum kann es nur so sein:

Die Kirche ist ein Beweis dafür, dass es Gott wirklich gibt.

Ohne ihn wäre sie nämlich längst untergegangen, die Kirche, wenn man bedenkt, was sie sich im Laufe der Geschichte alles geleistet hat. Darum haben wir allen Grund, Gott am Sonntag dort zu besuchen, wo er wohnt, im Gotteshaus

Und am Werktag danach zu leben im Menschenhaus. Dort können wir es dann beweisen, dass es Gott gibt- und zwar in der freien Wildbahn des Lebens. Und darauf kommt es an, wenn der Sonntag vorbei ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22597
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