SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Fürchtet euch nicht! Etliche Geschichten in der Bibel beginnen so. Wenn ein Bote Gottes urplötzlich vor Menschen erscheint, dann heißt es meistens: Fürchtet euch nicht. Der Mensch, das wusste schon die Bibel, hat nun mal Angst vor dem Unbekannten, Unerklärlichen, Angst vor dem, was er nicht einordnen, nicht verstehen kann. Das war damals nicht anders als heute – nur, dass wir heute vieles besser wissen. Vieles, aber eben nicht alles.
Fürchtet euch, tönt es deshalb in letzter Zeit vor allem aus der Politik. Fürchtet euch vor Selbstmordattentätern, vor atomaren Bomben, eigentlich vor jedem, der sich irgendwie verdächtig benimmt. Fürchtet euch vor der Finanzkrise, vor dem Abschwung und so weiter. Das Fatale daran: Irgendwie ist das alles ja nicht auszuschließen. Irgendwie existieren diese Gefahren und doch geht es uns damit wie den Menschen der Bibel damals. Sie bleiben mysteriös. Wir wissen nichts Konkretes. Wir können sie nicht einordnen.
Leider war Angst, gezielt und in kleinen Dosen eingesetzt, immer auch ein wunderbares Mittel, um Menschen brav zu machen. Die panische Angst um das eigene Seelenheil etwa hat Jahrhunderte lang die Menschen in die Kirchen getrieben. Heute macht die diffuse Angst vor unbekanntem Terror zahlreiche Menschen zu treuen Staatsbürgern. Die Angst hilft, Freiheitsrechte einzuschränken und mancherorts sogar Kriege zu begründen und Wahlen zu gewinnen. Sieger ist der, der am überzeugendsten Schutz vor oder besser noch Erlösung vom Übel verspricht.
Eingeschüchterte, verängstigte Menschen aber sind nicht frei und damit letztlich das, was Fundamentalisten aller Couleur bezwecken. Fürchtet euch nicht, hält die Botschaft der Bibel dagegen. Immer wieder. Ich glaube, sie will uns damit sagen: Lasst euch keine Angst machen. Seid selbstbewusste Menschen, die aus innerer Freiheit heraus leben. https://www.kirche-im-swr.de/?m=2259
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