SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Der Blick über das Meer. Die nackten Füße im Sand. Der Wind zerzaust die Haare. Der Geschmack von Meersalz auf den Lippen. Das ist der Moment, das Herz wird weit. Und der Verstand kommt zur Ruhe.

Für mich ist das der Inbegriff von Urlaub. Der Blick übers Meer, die atemberaubende Aussicht von der Bergkuppe, oder der Blick aus dem Hotelzimmer wenn die Sonne untergeht über der Stadt. Da entsteht eine Weite.
Eine geistige Weite. Und diese Weite wirkt.

Diese geistige Weite, die sollen alle haben, immer. Und nicht nur im Urlaub. Das hat vor fast fünfhundert Jahren der Wittenberger Mönch und Theologieprofessor Martin Luther gemeint. Damals hat das geheißen: Alle sollen lesen und schreiben können. Nicht nur die Reichen. Alle sollen sich selber eine Meinung bilden können. Sollen auch mal fremde Gedanken denken können. Und mit fremden Menschen darüber diskutieren. So entsteht Weite, geistige Weite. Und die wirkt.

Was damals nur idealistische Forderung war, nennen wir heute Bildung. Und ist heute „allgemeine Schulpflicht“. Damit die Welt nicht voller Idioten ist. Idiot - das Wort kommt aus dem Griechischen und meint den, der immer dasselbe denkt und tut. Im Unterschied zu denen, die auch mal anders denken können. Die das Fremde mögen und die Weite suchen.

Die sind heute wichtiger denn je, glaube ich. Denn wir haben ja nur diese „Eine Welt“. Und die müssen wir miteinander teilen und sie gemeinsam gestalten. Würde Martin Luther heute leben, ich glaube, er würde es lieben, am Meer zu sitzen, nackte Füße im Sand und den Blick zum Horizont. Fasziniert von der Weite und Schönheit der Welt. Sie kann unser Herz weit und friedvoll machen. Denn Weite wirkt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22566
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