SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Bei uns darf jeder nach seiner Facon selig werden, solange er sich an die geltenden Gesetze hält. Das gilt für religiöse Ansichten ebenso wie für jede frei geäußerte Meinung. Eine Freiheit, mit der manche Menschen freilich Probleme haben. Menschen etwa, die ihre Kinder vom staatlichen Schulunterricht fernhalten, weil dort Sexualkunde und Evolutionslehre unterricht werden. Die weder Fernsehen noch Internet noch Zeitschriften ins Haus lassen, weil dort sowieso nur Unmoral zu finden ist. Menschen, die gar nicht erst mit Dingen konfrontiert werden wollen, die sie aus religiösen Gründen rundweg ablehnen. Kurzum – Menschen, die sich am liebsten eine eigene Gesellschaft nach ihren Wünschen konstruieren möchten. Es sind keinesfalls nur muslimische Gruppen, die so etwas versuchen, sondern auch fundamentalistische Christen. Solche Abschottung und der Rückzug ins eigene Ghetto erzeugen nicht nur bei mir Unbehagen. Nicht nur, weil diese Gruppen uns anderen Dekadenz und moralische Gleichgültigkeit unterstellen, sondern weil ich mir eine Gesellschaft wünsche, die sich im wahrsten Sinn des Wortes zusammenrauft und nicht in abgeschlossene Zirkel zerfällt. Weil ich mir eine Gesellschaft wünsche, die sich streitet um den richtigen Weg und die Form, in der wir zusammenleben wollen. Ich wünsche mir, dass auch die Religionen dazu nicht schweigen. Dass sie ihren Beitrag dazu leisten und auch kritischen Anfragen an die eigenen Überzeugungen nicht ausweichen. Denn eine Religion oder Weltanschauung, die sich von anderen abschottet und die Auseinandersetzung meidet ist schwach. Sie verspielt letztlich die Chance, die Gesellschaft mit zu prägen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=2256
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