SWR2 Wort zum Tag

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„Wenn vernünftiges Denken nicht mehr weiterhilft, bleibt ja immer noch die Hoffnung auf bessere Zeiten.“ – Eine falsche Devise! Oft zitiert und doch nie bewährt. Genauso oft ist diese Devise kritisiert und in ihrem Trugschluss entlarvt worden, weil die „besseren Zeiten“ ja nicht einfach so, ohne unser verantwortungsvolles Denken und Handeln, eintreffen. Und dennoch hält sie sich hartnäckig. „Hoffnung auf bessere Zeiten“ – das bestimmt Wirtschaftsprognosen, Forschungsprogramme und den alltäglichen Umgang mit Konflikten.

Um nicht missverstanden zu werden: Hoffnung ist wertvoll. Ohne sie würden wir im Jetzt-Zustand ersticken. Doch als bloße „Hoffnung auf bessere Zeiten“ ist das Prinzip Hoffnung zur billigen Illusion abgewertet: Dann wird die Hoffnung zur Seifenblase, zum Gegenteil tatkräftigen Handelns. Sie erscheint als Vertröstung auf bessere Zustände, die irgendwann einmal eintreten sollen. Entscheidend aber sei es doch, jetzt die Ärmel hochzukrempeln und für die besseren Zeiten selbst zu sorgen.

Die billige Hoffnung auf bessere Zeiten scheint auch gut in die Logik des Christentums zu passen. Manch frommer Spruch hört sich nach purer Jenseitsvertröstung an. Doch die Alternative zu schlechtem Trost ist eben nicht: gar kein Trost, sondern echter Trost. Und neben der billigen Hoffnung, die nur abwarten will, dass es irgendwann schon besser werde, gibt es zweifellos auch echte Hoffnung.

Was zeichnet echte Hoffnung aus? Sie überschreitet den gegenwärtigen Zustand und motiviert von einer Zukunftschance her das Handeln hier und heute. Sie klebt nicht an den widrigen Erfahrungen im Leben, sondern sieht darüber hinaus und überwindet so Tiefschläge.

Echte Hoffnung ist ein Gegenbild zur lähmenden Macht des Faktischen – eine Vision, eine Utopie. Sie wird eher geahnt als gesehen, mehr gespürt, als dass sie mit Händen zu greifen wäre. Echte Hoffnung ist eine geheimnisvolle Kraft. Wie ein Magnetfeld, das einen Gegenstand unsichtbar ausrichtet.

Echte Hoffnung glaubt unseren täglich erlebten Tiefs zum Trotz an eine lebenswerte Zukunft. Sie richtet mich aus und auf. Es liegt für mich auf der Hand, dass diese Kraft nicht aus mir selbst stammt. Sie ist mir von Gott ins Bewusstsein gelegt. Als ein Keim für eine lebenswerte Zukunft und als Ansporn zum Handeln.

 
https://www.kirche-im-swr.de/?m=22559
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