SWR3 Gedanken

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Ihr könnt mich jetzt umdrehen, soll er gesagt haben, als er schon auf dem Grillrost lag, weil er den Märtyrertod sterben sollte. Wendet mich – die eine Seite ist schon durchgegart. Laurentius war Diakon in der frühen römischen Christengemeinde; zuständig für die Caritas-Aufgaben. Und ob er wirklich gegrillt worden ist: da sind wir im Reich der Legenden. „Bitte wenden“: das wäre aber ein Beweis dafür gewesen, dass Laurentius offensichtlich einen abgrundtiefen Humor besaß.

Den hat er auch dem Kaiser gegenüber bewiesen. Die Geschichte – und die ist ungleich wichtiger – die Geschichte geht so: Diakon Laurentius verwaltete die Kasse der Christengemeinde. Und irgendjemand hatte dem Kaiser hinterbracht:  diese Kasse ist reich gefüllt.

Der Kassenwart soll das gefälligst rausrücken, ordnet der Kaiser an. Laurentius bekommt drei Tage Frist – und nutzt die kurze Zeit: er verschenkt das wenige Geld, das noch da ist an die Armen der Stadt. Die gab es auch damals reichlich. Am dritten Tag ließ er sie alle zusammenkommen und zeigte sie dem Kaiser vor: da ist der ganze Reichtum der römischen Christengemeinde.

Logisch, dass der Herrscher sich ausgetrickst gefühlt hat. Und abnehmen konnte er den Christen diesen besonderen Reichtum kaum – dann hätte er die ganzen sozialen Probleme selbst am Knie gehabt. War damals schon eher unerwünscht.

Laurentius hat also schon im vierten Jahrhundert gezeigt, was Papst Franziskus heute so wichtig ist: Den Armen, den Benachteiligten, den Menschen am Rande sollte sich die Kirche sich zu wenden. Denen sollte die Aufmerksamkeit der Christen gelten. „Bitte wenden“ – das letzte Wort desMärtyrers Laurentius könnte man so auch noch mal ganz neu verstehen. Zu Recht ist er einer der beliebtesten Heiligen aller Zeiten. Wer Lorenz oder Laurenz oder Laurentius heißt: Glückwunsch zum Namenstag!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22549
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