SWR3 Gedanken

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Er muss sich bedanken bei Polizei und Feuerwehr: Alle haben sich um ihn und sein neunmonatiges Kind nach dem Unfall „super gekümmert“, meint André L. am Tag danach. Sein Auto war mit einem anderen Auto zusammengestoßen. Der andere Fahrer war schuld. André L. hat ein Schleudertrauma – und der kleine Sohn wohl erst mal nur einen Schrecken. Alles gut?

Von wegen: André sieht, dass das gegnerische Auto nach der Kollision wohl ganz außer  Kontrolle ist; gerade versinkt es im Weiher neben der Straße. Und weil für ihn selbst und das Kind offenbar alles in Ordnung ist, steigt der Vater aus seinem Wagen aus, springt ins Wasser und rettet den 89-jährigen Fahrer vor dem Ertrinken.

Ich weiß nicht, was André glaubt; gehandelt hat er jedenfalls ziemlich christlich: Sieht einen Menschen in Not oder Gefahr – und greift ohne große Rücksicht auf sich selbst ein. Man nennt das „Nächstenliebe“.

Der Ort des Geschehens ist übrigens ziemlich belebt: Naherholungsgebiet in der Stadt. Ein Café mit Terrasse gleich nebenan. Warum helfen die vielen Leute nicht, die da auf der Terrasse sitzen? „Nichts gemerkt“ ist ne schlechte Entschuldigung. Smartphones haben einige gezückt; Fotos geschossen oder gefilmt, was da zu sehen war. So was will ich doch schnell verbreiten… Und behindert haben sie die Rettung doch hoffentlich nicht!?

Es ist gruselig – da gibt es keine Ausrede. Unabhängig von irgendeiner Religion: Helfen und mithelfen wäre doch einfach nur menschlich gewesen. Jemand hätte sich um das Kleinkind kümmern können, während der Vater den alten Mann rettet.

Jesus in der Bibel kommentiert solche Geschichten so: Was ihr dem geringsten (Ertrinkenden) getan habt, das habt ihr mir getan; oder eben nicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22548
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