Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Ich geh zwar gern wandern, aber ich interessiere mich einfach nicht für Sport. Auch die olympischen Spiele, die jetzt viele fesseln, gehen an mir vorbei. Die anderen fiebern mit den Olympioniken und sitzen vor dem Fernseher, ich sitze auf dem Balkon und lausche den Vögeln und den Schafen. Wenn ich aber zu bestimmen hätte, dann gäbe es auf der Welt nicht nur sportlichen Wettbewerb, sondern es gäbe einen Wettstreit der guten Taten für andere. Das Motto wäre der alte Satz aus der Bibel: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. (Mt 22.39)   Und es gäbe natürlich auch Medaillen. Bronze bekommt, wer das Motto einfach ernst nimmt und den Nächsten liebt. Zum Beispiel die Enkelkinder aus dem Kindergarten abholt und für sie kocht, obwohl er auch einfach die Füße hochlegen könnte. Wer der verwitweten Nachbarin, die nicht mehr so zurechtkommt, den Rasen mäht. Solche alltägliche Nächstenliebe bekäme Bronze.

Silber wäre schon schwieriger – das bekämen Menschen, die sich um den fernen Nächsten bemühen. Junge Leute zum Beispiel, die ein freiwilliges soziales Jahr in Afrika in einem Heim für Waisenkinder machen. Oder Fischer am Mittelmeer, die nachts rausfahren und mit ihren eigenen Booten Flüchtlinge aus dem Meer fischen. Nächstenliebe für die Fernen, das gäbe eine Silbermedaille.

Und Gold ?  Gold bekämen die, die mit der  Nächstenliebe nicht aufhören, obwohl sie wissen, dass es kein gutes Ende gibt. Es gibt ja in Deutschland richtig viele Menschen, die sich um Flüchtlinge kümmern. Die zum Arzt fahren und bei Behördengängen helfen, die sich um Integration der Neuen bemühen und einfach freundliche Nachbarn sind. Wenn die Flüchtlinge zum Beispiel aus Syrien kommen, kann man ja hoffen, dass der Asyl-Antrag akzeptiert wird und dass sie für ein paar Jahre hier bleiben. Da lohnt sich das Engagement. Wenn die Menschen aber aus dem Kosovo gekommen sind oder aus Albanien, dann sind sie ja „nur“ vor der Armut geflohen. Wirtschaftsflüchtlinge: ein hässliches Wort.  Wer denen beisteht, obwohl er weiß, dass die in ihre Herkunftsländer zurück geschickt werden, der bekäme von mir die Goldmedaille. Und noch ein Wort von Jesus: was ihr einem meiner geringsten Brüder (oder Schwestern)  getan habt, das habt ihr mir getan.   (Mt 25.40)

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